Wasser ist der wichtigste Trägerstoff, den du für deine Pflanzenschutzanwendungen benötigst. Doch Wasser ist nicht gleich Wasser. Das kennst du ja auch von deiner Kaffeemaschine. Ist das Wasser zu hart dann gibt’s weiße Kalkränder und irgendwann geht gar nichts mehr durch. So verhält es sich auch bei der Feldspritze. Verstopfte Filter und Düsen sind sehr lästig und behindern die Arbeit. Deshalb solltest du genau wissen, ob dein Wasser weich (bis 8,4°dH), mittelhart (bis 14°dH) oder hart (über 14°dh) ist. Ich habe schon Wasseranalysen von Landwirten gesehen, die spritzen mit Wasser über 100°dH. Ja, solche Härtegrade existieren wirklich! Aber warum ist die Wasserhärte so wichtig bei Spritzen? Nur weil die Düsen verstopfen können? Nein, nicht nur deshalb.

Was ist Wasserhärte überhaupt?

Schauen wir uns erstmal die harten Fakten an. Die Wasserhärte gibt uns Auskunft über den Gehalt an Härtebildnern (Komplexbildner) im Wasser. Diese werden durch versickernde Niederschläge aus den Bodenschichten gelöst und gelangen so ins Grundwasser. Den Hauptbestandteil bilden hier die Calcium- und Magnesium-Ionen. Als Maß für die Wasserhärte gilt international einheitlich die Konzentration an Calciumcarbonat. Diese wird in Millimol je Liter (kurz mmol/L) angegeben. Für die meisten unter uns ist aber noch die alte Angabe in Grad deutscher Härte (°dH) deutlich gebräuchlicher. 1 mmol CaCO3/L entspricht 5,6 °dH.

Härtebereich

Gesamthärte
(Calciumcarbonat je Liter)

Härtegrad (Deutsche Härte)

weich

unter 1,5 mmol/L

Unter 8,4 °dH

mittel

1,5 – 2,5 mmol/L

8,4 – 14 °dH

hart

über 2,5 mmol/L

über 14°dH

Wusstest du, dass der Begriff „Härte“ ursprünglich auf das Tastgefühl beim Waschen zurückgeht? Seifenmoleküle bilden mit den Ca- und Mg-Ionen im harten Wasser schwer lösliche Kalkseifen. Da sie sehr schlecht schäumen, fühlt sich das Waschwasser hart an. Deshalb nennt man auch Calcium und Magnesium „Härtebildner“.

Auch im Pflanzenschutz werden Seifen eingesetzt. Kaliseife, offiziell Fettsäure-Kaliumsalze genannt, ist beispielsweise ein gern eingesetztes Insektizid gegen Blattläuse. Damit es auch gut wirken kann, das kannst du dir sicherlich jetzt denken, solltest du kein hartes Wasser verwenden.

Wasserhärte wird auch oft mit dem pH-Wert verwechselt. Jedoch sind die beiden Dinge komplett verschieden. Lies dazu auch: Damit Pflanzenschutz auch wirkt: pH-Wert bestimmen und richtig konditionieren

Wasserhärte und Pflanzenschutzmittel, das solltest du wissen

Calcium und Magnesium im Wasser finden nicht nur Seifenmoleküle unheimlich attraktiv und anziehend, sondern auch viele Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln. So anziehend, dass sie oft sogar mehr als 2 Wirkstoffmoleküle binden können. Also nix mit Monogamie! Im Fachjargon heißt das übrigens Komplexbildung. Die Calcium- und Magnesium-Kationen sind positiv geladen (+) und die Wirkstoffmoleküle der Pflanzenschutzmittel negativ (-). Plus und Minus ziehen sich an und ruck zuck gibt es schwer- bis unlösbare Komplexe. Kurz gesagt, der Wirkstoff wirkt viel langsamer oder ist im schlimmsten Fall futsch und das Unkraut freut sich. Also je härter das Wasser, desto mehr Wirkstoffe werden gebunden und können Krankheiten, Insekten oder Unkräuter nicht mehr bekämpfen bzw. Wachstumsregler können ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen.

Wäre das nicht schon schlimm genug, kann das ganze Zeugs auch noch ausflocken und Filter und Düsen verstopfen. Diese Mischungsunverträglichkeiten machen viel Ärger, der leicht vermieden werden kann!

Wirkungsverluste vorbeugen: Welche Wirkstoffe reagieren empfindlich auf hartes Wasser?

Zunächst reagiert nicht jeder Wirkstoff empfindlich auf hartes Wasser. Es hängt immer von seiner molekularen Struktur ab. Bekannte Wasserhärte empfindliche Wirkstoffe sind Glyphosat, Sulfonylharnstoffe (außer Tribenuron-methyl), Gräserherbizide oder auch Maisherbizide (z.B. Triketone). Bei Spritzungen mit diesen Wirkstoffen solltest du so weiches Wasser wie möglich verwenden. 

Weiches Wasser sorgt für wirksamen Pflanzenschutz

Die einfachste Lösung gegen Wirkungsverluste und verstopften Düsen und Filter ist weiches Wasser. Genauer gesagt Wasser unter 10° dH, denn darüber tummeln sich zu viele Härtebildner in diesem wichtigen Trägerstoff. Doch woher nehmen?

Du als Landwirt hast deine gewohnten Wasserquellen. Leitungswasser kostet Geld, deshalb greifst du gern auf deinen hofeigenen Brunnen zurück, nutzt Oberflächenwasser aus Gräben oder Teichen oder Regenwasser, dass du von Dachflächen in Auffangbehälter leitest. Doch ist das immer die richtige Wahl? Wir haben für dich eine kurze Übersicht erstellt, in der die häufigsten Wasserhärtegrade nach Wasserherkunft aufgeschlüsselt sind. Natürlich kann es immer Abweichungen geben, denn Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.

Wasserherkunft Wasserhärtebereich °dH
Leitungswasser 12-20
Brunnenwasser, Uferfiltrat 20-30 und mehr
Oberflächenwasser 5-9
Regenwasser 0-5

Da Brunnenwasser oft viel zu hart für Pflanzenschutzanwendungen ist, wähle lieber Regen- oder Leitungswasser. Zudem enthält Brunnenwasser oft erhebliche Mengen an Eisen, die dein Wasser auch härter machen. Regenwasser dagegen muss nicht den langen Weg durch den Boden nehmen, um später mühsam wieder von dir nach oben gefördert zu werden. Deshalb enthält es auch viel weniger Härtebildner und ist für deine Pflanzenschutzmaßnahme bestens geeigent.

Mit Teststreifen findest du schnell raus, wie hart das von dir genutzte Wasser wirklich ist. Beim Leitungswasser hast du es wieder leichter. Da musst du dann nicht mehr mit dem Messstreifen im Wasser rumrühren, sondern brauchst nur beim örtlichen Wasserversorger nachfragen wie hart dein Wasser ist.

Hier eine Übersichtskarte für Wasserhärtegrade in Deutschland und Österreich. Schau aber auch auf der Webseite deines regionalen Wasserversorgers. Der gibt immer an, welchen Härtegrad das Leitungswasser in der Region aufweist.

Aber Achtung: Die Trinkwasserversorger enthärten das Wasser oft zentral im Wasserwerk, wenn der Wasserhärtegrad zu hoch ist. Demzufolge kann dein Brunnenwasser viel härter sein als dein Leitungswasser. 

Wasserhärte_Deutschland

Wasserhärte in Österreich nach Bezirken

Hast du keine Möglichkeit ausreichend Regenwasser aufzufangen und dein Leitungs- bzw. Brunnenwasser ist auch zu hart? Dann kannst du dein Spritzwasser vor jeder Pflanzenschutzmaßnahme konditionieren. Wie das funktioniert, erfährst du in einem unserer nächsten Artikel.

Wirkungsverluste, Ausflockungen im Pflanzenschutz: auch die Wasserhärte kann Schuld sein

Hartes Wasser verkalkt nicht nur deine Kaffeemaschine. Auch auf dem Feld kann es die Düsen deiner Spritze verstopfen und zu Wirkungsverlusten oder Ausflockungen führen. Jetzt weißt du wie wichtig es ist den Härtegrad deines Wassers zu kennen. Du hast Wasserhärte empfindliche Wirkstoffe kennengelernt und kannst nun einschätzen wie geeignet dein Spritzwasser für deine Pflanzenschutzanwendungen ist.

Aber nicht nur die Wasserhärte beeinflusst deine Pflanzenschutzmaßnahme. Auch der pH-Wert deines Wassers spielt eine große Rolle. Worauf du hier achten musst und wie du dein Wasser konditionieren kannst, liest du in unseren Artikeln "Herbizid wirkt nicht? Vielleicht liegts am pH-Wert des Spritzwassers?" oder "Damit Pflanzenschutz auch wirkt: pH-Wert bestimmen und richtig konditionieren."

Dranbleiben, es lohnt sich!