Veröffentlicht am Freitag, 13.11.2020
Einwinterung: So machst du deine Pflanzenschutzspritze fachmännisch winterfest
Ahhh, ist das kalt! Ist ja auch kein Wunder, schließlich ist es Anfang November. Ich reibe meine Hände aneinander und hoffe, dass mein Kollege mit dem Spritzen des letzten Versuchsfeldes endlich fertig wird.
Das war es dann nämlich auch mit Spritzen in dieser Saison. Mein Handy klingelt. Hätte ich mal diese tollen Handschuhe mit Touchscreen-Erkennung, dann müsste ich jetzt nicht wieder frieren. „Wie? Sollst du zur Einwinterung lieber Scheibenfrostschutz oder Kühlfrostschutz nehmen oder doch lieber mit Druckluft ausblasen? Danach alles mit Diesel einsprühen? Nein warte mal. Nun nochmal von Anfang an…“
Eine saubere Spritze ist Grundlage für jede Einwinterung
Die letzte Amtshandlung mit der Spritze findet für dich bzw. einige deiner Kollegen auf dem Rapsschlag statt, sollten dort resistenter Ackerfuchsschwanz oder auch die nervige Trespe ihr Unwesen treiben. Propyzamid ist hier das Mittel der Wahl, um diesen Ungräsern noch einmal ordentlich den Winterschlaf zu vermiesen.
Hast du deine letzte Runde mit deiner Maschine gedreht, solltest du nun gleich auf dem Feld deine Spritze einmal ordentlich schrubben. Und zwar innen und außen! Eine fachmännische Spritzenreinigung solltest du eh nach jeder Spritzung durchführen, aber besonders vor der Einwinterung ist die letzte Reinigung das A & O.
5 Gründe warum Spritzenreinigung ein Muss für jeden Landwirt sein sollte
Wasser allein reicht zur Reinigung leider nicht aus. Es gibt professionelle Spritzenreiniger, die je nach Vorliebe als Granulat wie zum Beispiel unser Agroclean oder auch als flüssige Variante (z.B. als Eigenmarke vieler Händler) erhältlich sind. Empfehlenswert sind Reiniger, die einen Schutzfilm gegen Korrosion im Gerät hinterlassen, denn Rost mag niemand gern.
Lies auch: Rostiges Spritzwasser? Wie schädlich ist Eisen im Pflanzenschutz?
Kleiner Tipp am Rande: Hast du Kühe und deshalb einen Melkmaschinenreiniger bei dir rumstehen? Benutz ihn lieber nicht zur Reinigung deiner Pflanzenschutzspritze, denn er kann die Dichtungen angreifen.
Einmal schrubben bitte!
Direkt nach der letzten Spritzung solltest du das gesamte Spritzsystem einschließlich aller Leitungen und Düsen mit Frischwasser durchspülen und anschließend die Spülflüssigkeit auf der zuletzt behandelten Fläche ausbringen. Haben sich die Düsen am Ende durch den Druckabfall geschlossen? Dann hast du es richtig gemacht. Das Thermometer zeigt an dem Tag Temperaturen unter 10°C? Dann fülle vor deiner Abfahrt leicht angewärmtes Wasser in deinen Frischwassertank.
Warmes Wasser, echt jetzt? Ja, der Aufwand lohnt sich! Nachweislich lösen sich Pflanzenschutzmittelreste unter 10°C nur sehr schwer. Du erleichterst dir damit die Arbeit ungemein und tust auch deiner Spritze etwas Gutes. Und dir auch, denn wenn du nun den Hochdruckreiniger zur Hand nimmst, wird es nicht ganz so kalt in deinen Schutzhandschuhen. Denn jetzt ist die Vorab-Innenreinigung angesagt. Nun sind Einspülschleuse, der Dom, der Fassdeckel und andere schwer zugängliche Innenseiten der Spritze dran. Diesen Teilen rückst du jetzt mit einem Hochdruckreiniger zu Leibe, um versteckt sitzende und evtl. angetrocknete Pflanzenschutzmittelreste zu entfernen. Ein bisschen Spritzenreiniger dazu und schon flutscht die Sache doppelt so gut.
Nach dem du innen alles schön abgespritzt hast, füllst du nun den Tank zu 30 % seines Volumens mit Wasser und füllst den Reiniger langsam bei laufendem Rührwerk hinzu. Lasse die Reinigungsflüssigkeit mindestens 45 Minuten zirkulieren. Bitte schalte dabei alle Rührer ein und schalte auch alle Leitungen einmal durch. Kanisterspüldüse dabei nicht vergessen. Normalerweise reichen 30 Minuten für eine normale Reinigung aus. Vor der Einwinterung solltest du dir jedoch mehr Zeit nehmen. Einige Experten lassen sogar alles über Nacht einwirken und rühren morgens alles nochmal durch. Aber das kannst du halten wie ein Dachdecker.
Exkurs: Wo entsorgst du die Reinigungsflüssigkeit fachgerecht?
Waschwasser aus der Gerätereinigung darf laut guter fachlicher Praxis nie in die Kanalisation oder in Oberflächengewässer gelangen, deshalb solltest du immer die Spritzenreinigung auf dem freien Feld erledigen. In einigen Bundesländern ist die Reinigung der Spritze auf einer Mistplatte oder einem Waschplatz auf dem Hof nicht verboten. Die Reinigungsflüssigkeit kann an diesen Plätzen in die Güllegrube ablaufen. Nur werden dort die restlichen Pflanzenschutzmittelwirkstoffe, die beim Reinigen aus den letzten Ritzen deiner Spritze gespült werden, nicht richtig abgebaut. Hältst du keine Nutztiere mehr auf deinem Betrieb, so wird deine Güllegrube nicht mehr ständig mit Nachschub versorgt. Nach jeder Reinigung auf dem Waschplatz können sich so schnell viele Wirkstoffe in der Grube ansammeln, die sich beim späteren Ausbringen in deiner Kultur verteilen. Und dann kann es wehtun. Also lieber die Reinigung immer auf dem Feld erledigen, dann bist du auf der sicheren Seite!
Nun die gesamte Reinigungsflüssigkeit mit den Spritzbrüheresten auf die zuletzt behandelte Kultur ausbringen. Zu guter Letzt deine Maschine gründlich von außen abkärchern und alles noch einmal überprüfen. Vielleicht musst du doch noch einmal hartnäckige Ablagerungen mit der Hand in der Einspülschleuse oder im Tank entfernen.
Anschließend die Spritze innen mit klarem Wasser nachspülen. Pumpe dabei das restliche Wasser aus dem Frischwassertank in das Hauptfass. Schalte alle Leitungen durch und verteile die Klarwasserspülmenge auf der Fläche. Restwasser aus Sumpf in Spritztank und toten Leitungsenden am Spritzgestänge ablassen und auch den Handwaschbehälter nicht vergessen. Fertig! Jetzt ist die Spritze breit für die eigentliche Einwinterung.
Einmal durchchecken bitte!
Deine Spritze sollte nun richtig glänzen! Jetzt wäre übrigens der optimale Zeitpunkt für einen Geräte-Check. Wann war deine Spritze das letzte Mal beim Spritzen-TÜV? Alle 3 Jahre vor der ersten Frühjahrsspritzung ist die neue Plakette fällig. Wie du deine Spritze fachmännisch wartest und so gut auf die offizielle Gerätekontrolle vorbereitest, kannst du bald in einem anderen Blogartikel von uns lesen.
Einmal Frostschutzmittel bitte! Nur welches ist das Richtige?
So, nun ist es soweit! Hast du auf deinem Hof nicht die Möglichkeit, deine Spritze an einem sicheren Ort frostfrei über den Winter zu bringen, solltest du jetzt den Frostschutz einfüllen. Wieviel? Für ein Anbaugerät benötigst du ca. 20 l und für Selbstfahrer zwischen 60 und 100 l aufgrund der verschiedenen technischen Restmenge.
Geeignete Frostschutzmittel
Wir haben dir hier einen kleinen Überblick zusammengestellt was du so zum Schutz vor Väterchen Frost verwenden kannst.
- Spezieller Spritzenfrostschutz: musst du über Winter in der Spritze lassen
- Scheibenfrostschutz: auf Alkoholbasis und sehr umweltverträglich, kann jedoch mit der Zeit verdunsten und verliert damit die frostsichere Wirkung, muss den Winter über in der Spritze verbleiben, preiswert, schäumt etwas.
- Kühlerfrostschutz: sehr gute Pflegeeigenschaften für Leitungen, Membranen und Dichtungen, jedoch biologisch schwer abbaubar, ist nicht verdunstungsgefährdet und kann somit nach dem Durchfluten sofort wieder entnommen und für das nächste Jahr aufgefangen werden. Schäumt nicht.
Bloß KEIN AHL verwenden – ist zu aggressiv, greift Dichtungen und Bauteile an und ist nicht als Frostschutzmittel geeignet.
Damit auch jede Schlauchbiegung und Windung vor Frost geschützt wird, füllst du am besten den Frostschutz in den Frischwassertank und pumpst ihn über die Innenreinigung in den Hauptbehälter. Durch das Einfüllen im Frischwassertank wird auch die Leitung vom Frischwassertank zum Hauptfass mit Frostschutz durchspült und frostsicher gemacht. Nun alle Leitungen, Bypässe, Rührdüsen, Einspülschleuse und Gestänge bis zu den Düsen durchfluten, bis die Flüssigkeit an allen offenen Leitungen austritt. Die Leitung am Überdruckventil, Spritzpistole für die Außenreinigung, Randdüsenschaltung und Kanisterreinigungsdüse oder andere Sonderausstattungen dabei nicht vergessen. Hier gilt auch wieder: Frostschutzmittel nicht in die Kanalisation oder in offene Gewässer gelangen lassen.
Das gewünschte Frostschutzmittel mit Wasser zusammen so dosieren, dass es bis zu minus 25°C Schutz vor Frost gewährleistet. Dabei die technisch bedingte Restmenge im Sumpf etc. nicht vergessen. Die kann bis zu 5 % des Tankvolumens ausmachen, also Vorsicht! Am besten zum Abschluss mit einer Messspindel nachprüfen. Dann ist man auf der sicheren Seite.
Innen ist nun alles paletti, aber was ist mit außen? Gestänge lässt sich aus- und einklappen? Schläuche sind dicht? Perfekt! Damit alles auch weiter so schön glänzt, solltest du einmal alle empfindlichen Stellen mit Frostschutz bepinseln oder besprühen. Ein leichter Hauch reicht und schon ist deine Maschine vor Korrosionsschäden geschützt. Nun noch alle beweglichen Teile/Gelenkwellen einölen bzw. abschmieren. Aber bitte hier keinen Diesel verwenden. Der gehört ins Gerät, nicht außen drauf.
Trockenlegen statt Frostschutz?
Ist deine Spritze schon in die Jahre gekommen und eher einfacher Natur? Dann wäre es möglich, statt Frostschutzmittel einzusetzen einfach alle Leitungen mit Druckluft frei zu pusten und die Pumpe über den Winter auszubauen. Bei moderneren Maschinen geht das nicht mehr. Experten vom DLR weisen zudem darauf hin, dass durch das komplette Trockenlegen der Spritze Schläuche und Dichtungen porös werden können. Und dann ist da immer noch das Problem mit dem Restwasser. Wasser hat nämlich die besondere Eigenschaft, sich bei Kälte auszudehnen. Und zwar bis zu 9 %! Gelangst du dann mit der Druckluft beim Trockenlegen nicht in den allerletzten Winkel und in jede Biegung, so kann sich dort Restwasser verstecken, dass dann bei Frost die Leitungen sprengt. Und dann hast du das Malheur!
Einmal ausbauen bitte! Diese Dinge möchten den Winter lieber im Haus verbringen.
Leider hast du es immer noch nicht geschafft. Als letzten Schritt für eine erfolgreiche Einwinterung musst du richtig Hand anlegen. Alle Filter (Haupt- Neben- und Düsenfilter), Armaturen und alle Düsen bitte einmal demontieren und gründlich reinigen. Dafür gibt es die witzigsten Tipps, wie zum Beispiel Kukident zur Reinigung der 3. Zähne oder ein Ultraschallbad. Da wir hoffen, dass du noch all deine Zähne besitzt und demnach kein Kukident auf Lager hast, nimm einfach eine ausrangierte weichen Zahnbürste, mische Spritzenreiniger in einem Eimer warmen Wassers an und schrubbe deine Düsen einmal gründlich ab. Hier fallen dir auch gleich viel besser mögliche Beschädigungen ins Auge, um die du dich dann in Ruhe während der dunklen Jahreszeit kümmern kannst.
Nicht nur deine Düsen, auch das Manometer sowie Terminal und Bedienbox der Spritze solltest du ausbauen und warm und trocken lagern. Filter und Armaturen kannst du dagegen nach dem Reinigen und Trocknen gleich wieder einbauen.
Nun geht’s endlich zum Abstellplatz. Das Winterlager deiner Spritze sollte trocken und geschützt sein, ohne das Regen und Sonne den Kunststoffteilen der Spritze schaden können. Möchtest du die Reifen schonen, kannst du die Spritze zusätzlich aufbocken. Fertig!
Wusstest du schon? Wie dreckig deine Spritze von außen nach jedem Einsatz ist, hängt eng mit der Düsenwahl zusammen. Wählst du beispielweise Injektordüsen, kannst du den Feintropfenanteil beim Spritzen erheblich verringern, so dass Spritze und Schlepper deutlich sauberer bleiben.
Lies auch: Filter verstopft? Vielleicht liegt es am harten Wasser
Wer einwintert muss auch auswintern, oder auch „Wohin mit dem Frostschutzmittel?“
Die Tage werden länger, Güllesilvester ist längst vorbei. Bald steht die erste Spritzung an. Vergiss nicht, vor der ersten Fahrt das Frostschutzmittel wieder aus der Spritze abzulassen. Im Internet gibt es da findige Landwirte, die zum Beispiel eine Regenrinne unter die Teilbreiten legen und dann die Kühlflüssigkeit darin auffangen. Die kannst du sammeln und für den nächsten Winter aufbewahren.
Aber behalte im Hinterkopf, dass sie schon einmal verdünnt wurde und du im nächsten Winter noch etwas frisches Frostschutzmittel hinzufügen musst, damit du wieder auf -25°C Frostschutz kommst.
Nun noch einmal alle Leitungen auf dem Feld mit klarem Wasser durchspülen und ausbringen. Erst danach die sauberen Düsen montieren. Vielleicht haben sich während der Winterpause Ablagerungen gebildet. Diese könnten deine frisch gereinigten Düsen wieder verstopfen, also erst ganz zum Schluss die Düsen wieder montieren.
Einwinterung ist Werterhaltung
Deine Feldspritze muss viel aushalten. Eine gründliche Pflege und Wartung sollte deshalb eigentlich regelmäßig auf deinem Plan stehen. Spätestens zum Winter hin solltest du dir ausführlich Zeit nehmen und deine Spritze so richtig verwöhnen.
- Putzen, schrubben, waschen: Innen und außen muss alles glänzen!
- Spritzen-TÜV ist fällig? Auch wenn es noch nicht so weit sein sollte, eine jährliche Wartung lohnt sich auf jeden Fall.
- Frostschutz muss sein! Wir haben dir 3 Frostschutzmittel vorgestellt, du musst dich nur für eins entscheiden. Jeder Winkel und jede Leitung muss durchgespült und mit Frostschutz benetzt sein, dann hast du es richtig gemacht. Achte dabei besonders auf die Pumpe, Armaturen und Ventile, denn sie sind besonders empfindlich bei Frost, wenn noch Restwasser in Spritze enthalten ist.
- Düsen, Manometer sowie Terminal und Bedienbox der Spritze solltest du ausbauen und warm und trocken lagern. Filter und Armaturen kannst du dagegen nach dem Reinigen und Trocknen gleich wieder einbauen.
- Nun die Spritze vor Regen und Sonne geschützt abstellen und fertig ist die Einwinterung.
Wir haben dir alle Inhalte dieses Artikels als kurze Checkliste zusammengefasst, damit auch alles glatt läuft bei der Einwinterung.
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