Der Wind ist weg, die ersten Schädlinge sind im Anflug. Jetzt kann ich spritzen! Schnell raus bevor es zu warm wird und der Bienenflug beginnt. Was brauch ich bloß alles? Wie weit sind die Unkräuter? Nehm ich noch ein Fungizid mit rein? Und am besten gleich noch ein Wachstumsregler und einen Dünger! Passt! Oder vielleicht doch nicht?
Tankmischungen sind eine Kunst für sich. Viele Mittel in einem Tank sparen dir Zeit und Sprit für unnötige Überfahrten. Denn wer weiß schon, ob das Wetter morgen wieder mitspielt? Aber je mehr Mischpartner du in deiner Spritze verwendest desto kritischer wird’s. Mischungsunverträglichkeiten, Ausflockungen, Spritzschäden sind die Dinge, mit denen du bei sogenannten Multi-Komponenten-Mischungen rechnen musst. Hier lohnt es sich dein Wissen auf den neuesten Stand zu bringen. Denn du bist der Zauberer, der mit seinem Zaubertrank die Pflanzen schützt und gedeihen lässt. In diesem Artikel lernst du die Kunst des Mischens und auf was du achten musst, damit deine Pflanzen keinen Schaden nehmen und dir deine Spezialmischung nicht deine Spritze verstopft.
Gute Vorbereitung beim Spritzbrühe anmischen ist das A und O!
Nun ist Genauigkeit gefragt! Getreu dem Spruch: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“, solltest du nur so viel Spritzbrühe ansetzen wie du auch brauchst. Reste im Tank sind raus geschmissenes Geld und bedeuten zusätzliche Arbeit. Denn du musst die Reste ja auch wieder loswerden. Deshalb solltest du die benötige Aufwandmenge an Pflanzenschutzmittel pro Hektar exakt berechnen und die Mittelchen auch genau abwiegen bzw. abmessen und nicht nur abschätzen. Musst du deinen Tank nochmal neu befüllen, verlierst du viel Zeit und extra Probleme können auftreten. Deshalb lohnt sich der Aufwand im Vorfelde doppelt!
Hast du die Herstellerempfehlungen nochmal überflogen? Auf dem Etikett bzw. der Gebrauchsanleitung gibt es viele Tipps und auch Hinweise was man tun und was man lieber lassen sollte. Dieser Blick auf’s Etikett erspart dir viel Ärger! Findest du mal keine Herstellerempfehlungen, so mach eine Eimerprobe bzw. einen Mischbarkeitstest.
Aber bedenke: diese Tests geben dir keine Auskunft, ob die Mischung deine Pflanzen später schädigt. Phytotox ist das Stichwort. Hier helfen dir wieder die Herstellerangaben der einzelnen Produkte weiter. Da werden oftmals schon Mischungspartner ausgeschlossen. Zur Not freut sich der Außendienst der Herstellerfirma über deinen Anruf und hilft dir sicher schnell weiter. Willst du neue Produkte ausprobieren, so empfehle ich dir erste Erfahrungen durch Teilflächenbehandlungen zu sammeln.
Hast du alles zusammen? Trägst du Handschuhe, festes Schuhwerk und ggf. Schutzanzug? Dann kann’s ja losgehen mit dem fröhlichen Mixen.
Schritt für Schritt richtig angemischt - auf die Reihenfolge kommt's an
Zuerst kommt das Wasser. Aber Achtung! Wasser ist nicht gleich Wasser. Achte auf die Wasserqualität und die Wassertemperatur! Es sollte sauber und klar, nicht zu hart und auch nicht zu basisch sein. Je kälter das Wasser desto schwerer lassen sich die Pflanzenschutzmittel auflösen. Besonders salzige Mikronährstoffe mögen kalten Wasser gar nicht. Wasser mit Temperaturen unter 10 °C sollte erst gar nicht in deinen Tank fließen.
Wenn du dann noch den Eisengehalt im Blick hast, musst du dir über Wirkungsverluste und verstopfte Filter und Düsen aufgrund schlechter Wasserqualität schon mal keine Sorgen machen.
Fülle deinen Tank bis zur Hälfte mit Wasser. Nun noch den Mixer, äh das Rührwerk einschalten und rein mit den guten Sachen, aber bitte nicht mehr als 4! Aber alles auf einmal? Bloß nicht! Außer du hast Spaß daran, die Spritze auseinander zu bauen und Verklebungen und Verstopfungen wieder aus den Sieben und Schläuchen zu entfernen.
Deshalb geh in den folgenden Schritten vor:
- Wasserkonditionierer und Anti-Schaummittel
Zuerst beginnst du mit Wasserkonditionierern, sofern du hartes Wasser verwendest und Wasserhärte empfindliche Wirkstoffe auf’s Feld bringen möchtest. Welche das sind, kannst du bald bei uns nachlesen. Auch bei Wasser mit hohem pH-Wert bzw. bei Wirkstoffen, die sich bei hohem pH-Wert abbauen, solltest du nun einen Konditionierer in die Spritzbrühe kippen. Ein Schuss Schaumstopp hilft schon von vornherein die Brühe nicht überschäumen zu lassen. So bleibt alles schön sauber und passt auch in den Tank.
- Feste Formulierungen und Granulate
Nun kommen feste Formulierungen wie wasserlösliche Folienbeutel oder feste Düngemittel und Mikronährstoffe in den Tank. Granulate (SG/SX, WG), Pulver (WP/SP) sind jetzt an der Reihe. Bei Granulaten haben sich die Formulierer der Pflanzenschutzindustrie so richtig in Zeug gelegt. Sie enthalten wasserlösliche Bindemittel, die sich zuerst auflösen müssen. Erst dann kann der Zauber in Erscheinung treten und sich die Wirkstoffe und auch die Netz- und Dispergiermittel frei entfalten.
Pass aber auf bei dem Zusatz von Ölen! Die können die Granulate umhüllen und das Bindemittel daran hindern sich vollständig zu lösen. Deshalb solltest du Suspensionskonzentrate auf Ölbasis oder auch Öle erst nach dem Auflösen der Granulate in den Spritztank geben. Packst du in deine Tankmischung auch noch feste Düngemittel rein, so können die wiederum die empfindlichen Granulate, insbesondere die Wasserdispergierbaren auch in Nöte bringen. Die hohe Salzkonzentration der Düngemittel kann die Bindemittel am Auflösen hindern. Also feste Düngemittel deshalb vorher in den Tank! Ach, es ist schon nicht so einfach mit den Granulaten.
Zur Sicherheit nutzt du ein Einspülsieb oder du teigst die Produkte an, sollte deine Spritze keine Einspülvorrichtung haben. Immer die Präparate bei laufender Wasserzufuhr in den Tank geben, stetig weiter rühren und warten bis sich ein Produkt komplett aufgelöst hat. Immer getreu dem Motto: Gut Ding will Weile haben.
- Wasserlösliche Formulierungen wie SC und SGs und SLs
Nun kommt der zähflüssige Kram wie Suspensionskonzentrate (SC) und wasserlösliche Konzentrate (SG, SL) in den Tank.
- Lösungsmittel- oder ölhaltige Flüssigformulierungen (SE, EW, EO, EC, DC, OD, ME)
Nun wird die Suppe immer flüssiger, denn jetzt kommen die lösungsmittelreichen, öligen Formulierungen und Formulierungshilfsstoffe (FHS), Öle und Netzmittel rein. Ganz zum Schluss Flüssigdünger und Spurennährstoffe, wenn gewünscht. Solltest du bei den letzten Mitteln in deiner Spritzbrühe Ausfällungen oder Niederschläge bemerken so kannst du sie durch Zugabe eines nicht-ionischen Netzmittels mit viel Wasser wieder in Lösung bringen. Und immer schön das Rührwerk laufen lassen. Droht deine Brühe an dieser Stelle überzuschäumen, so verwende wieder ein Anti-Schaummittel.
Merksatz: Immer von fest zu flüssig, von schwer zu leicht, von Wasser- zu Lösungsmittelbasiert
So die Spritzbrühe ist fertig! Jetzt in die Mittagspause? Bitte nicht! Rauf auf den Schlepper und los geht’s. Bloß keine Standzeiten denn sonst kann sich die ganze, sorgfältig angerührte Spritzbrühe absetzen, ausflocken und zu Pudding werden.
Und nach der erfolgreichen Spritzung das Reinigen nicht vergessen. Wie du richtig reinigst und warum das Reinigen deiner Spritze so wichtig ist, liest du in unserem Artikel 5 Gründe, warum Spritzenreinigung ein Muss für jeden Landwirt sein sollte