Ausdünnung im Apfel - eine (meist) essenzielle Maßnahme in der Qualitätsobsterzeugung!

Klack-klack-klack… ich bin am Bäume schneiden und mache mir Gedanken, ob es auch in dieser Saison wieder so schöne Äpfel gibt wie im letzten Jahr. Die Arbeit macht Spaß und aufgrund der vielen Fruchtknospen kann viel eingekürzt werden. Allerdings macht mir die frühzeitige Entwicklung durch die weit überdurchschnittlichen Temperaturen etwas Sorgen. Spätfrostschäden sind in solchen Jahren relativ wahrscheinlich und können vieles zunichtemachen. Im Gegensatz zu den meisten Berufskollegen habe ich keine Frostversicherung abgeschlossen. In der Vergangenheit haben mich oft Feuerwehrmaßnahmen mit Promalin einigermaßen gerettet. Aber lieber dünne ich meine Bäume aus, als dass ich den Ansatz fördere. Optimal für mein Baumalter sind etwa 100 Früchte pro Baum, sind es deutlich mehr, leidet die Qualität und die Blüte fürs Folgejahr. Dies gilt insbesondere bei Alternanz anfälligen Sorten. Sind es weniger, bin ich natürlich auch nicht zufrieden.

Welche Maßnahmen stehen für die Blüten-, bzw. Fruchtausdünnung zur Verfügung?

  • Schon beim Baumschnitt kann die Anzahl Blütenknospen frühzeitig reduziert werden. Allerdings können zu diesem Zeitpunkt mögliche Spätfrostschäden noch nicht ausgeschlossen werden.
  • Teilweise wird die Fadenmaschine zur Reduktion der Blüten eingesetzt, allerdings hängt die Effektivität stark vom Erziehungssystem der Obstanlagen ab.
  • Neben Ethephon-Produkten werden im IP-Anbau in der Blüte ATS-Produkte wie z.B. Agro-N-Fluid verwendet. Je nach Sorte, Wetter und Ausdünnbedarf erfolgen die „Schockdüngemaßnahmen“ mit dem Beginn des Petalen-Falls. Wichtig bei der Agro-N-Anwendung ist eine an die Sorte angepasste Aufwandmenge, grundsätzlich gilt: Viel hilft viel! Höhere Wasseraufwandmengen und Feuchtigkeit verstärken die Wirkung. Die Wirksamkeit dieser Maßnahme beruht einerseits durch eine Verätzung der Blütenorgane und andererseits auf einer induzierten Etyhlenbildung welche zu einem reduzierten Frucht-Ansatz führen kann. Im Nachgang wirken sich die im Dünger enthaltenen Nährstoffe positiv auf die Fruchtgröße und auch auf die Blütenbildung fürs Folgejahr aus.
  • Zum Beginn der Fruchtentwicklung (zwischen 8 und 15 mm) ist der ideale Zeitpunkt für NAA. Gute Ergebnisse liefern in der Regel auch Tankmischungen mit Benzyladenin. MaxCel® hat sich in mehreren Versuchsjahren als das zuverlässigste BA-Produkt herausgestellt. Von den Temperaturen her sind 20 °C für diese Maßnahme ideal. Sind die Temperaturen deutlich darunter, verringert sich vor allem die Wirkung von Benzyladenin. Gehen die Temperaturen Richtung 30 °C ist etwas Vorsicht geboten. Neben der moderaten Ausdünnwirkung zeichnen sich Behandlungen mit MaxCel® durch eine Stimulation der Zellteilung und somit einer zusätzlichen Verbesserung der Fruchtgröße aus. Auch diese Maßnahme hilft die Alternanz zu brechen und somit gleichmäßige Erträge abzusichern
  • Des Weiteren bieten Metamitron-haltige Produkte eine Möglichkeit zur späteren Fruchtausdünnung. Bei diesen Produkten sind warme Nächte und ein bedeckter Himmel besonders förderlich für die Wirkung.
  • Die aufwändigste Maßnahme im Apfelanbau ist die Handausdünnung. Diese wird in der Regel nach dem Junifruchtfall erledigt, dabei werden überzählige oder beschädigte Früchte vom Baum genommen. Der Zeitaufwand ist enorm: ein von Hand ausgedünnter Apfel pro Baum bedeutet ca. eine AKH je ha. Wenn es dumm läuft, müssen aber 100 Äpfel und mehr je Baum manuell entfernt werden ☹.

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Was spricht für eine chemische Ausdünnung?

Mit geringem Aufwand können überzählige Früchte teilweise schon in der Blüte reduziert werden. Dadurch wird Alternanz gebrochen und die Fruchtgröße und Qualität positiv beeinflusst. Die besonders teure Handausdünnung kann stark reduziert oder gar ganz ersetzt werden. Ein weiteres wichtiges Argument für eine starke Ausdünnung ist die dadurch erzielte Verbesserung der vegetativen Entwicklung speziell von jungen Obstbäumen.

 

Gibt es im Ökologischen Apfelanbau auch Möglichkeiten zur chemischen Ausdünnung?

Eine chemische Ausdünnung ist im Öko-Kernobstanbau derzeit nicht zugelassen! Das auch im Öko-Anbau zugelassene und bewährte Kaliumhydrogencarbonat (Kumar®) zeigte in der Praxis eine gewisse Zusatzwirkung zur Reduktion der Früchte. Dieser beobachtete Effekt wurde in zahlreichen Versuchen bestätigt und weiter erforscht. Die entsprechende Zulassung zur Anwendung als Wachstumsregler ist beim BVL beantragt worden. Derzeit ist diese Anwendung nicht zugelassen. Über die bisher gesammelten Erfahrungen zur Wirkung von Kumar® geben Ihnen unsere Spezialkultur-Fachberater sehr gerne Auskunft.

 

Gibt es auch Pflanzenschutzmittel mit denen Ansatz und Fruchtqualität verbessert werden können?

Neben den reinen Gibberelinprodukten steht mit Promalin® ein starkes Produkt zur Ansatzförderung nach Frost (oft gemeinsam mit Prohexadion-haltigen Mitteln), zur Schalenglättung und vor allem zur Verbesserung der Fruchtgröße zur Verfügung.

Nachdem ich mir nun alle Möglichkeiten durch den Kopf hab gehen lassen, bin ich froh, dass so viele Optionen vorhanden sind. Allerdings werde ich mich erst relativ kurzfristig für die jeweilige Maßnahme entscheiden, da das Wetter der kommenden Wochen die entscheidende Rolle spielt…

Landwirtschaft ist bekanntlich ein Freiluftsport 😊. Jetzt muss ich erstmal meine Bäume fertig schneiden, dabei die angenehme Frühlingsluft genießen und mich über das Zwitschern der Vögel erfreuen. (Zu) warmes Frühlingswetter hat in gewissem Sinne auch seine schönen Seiten.