Du als Kartoffelanbauer bist ein Spezialist! Du produzierst unsere beliebte Kartoffel in verschiedenen Farben, Formen, Verwertungsrichtungen, vermarktest vielleicht auch selbst, oder bist Lieferant für Verarbeitungsbetriebe.

Fast alle lieben Kartoffeln. Aber was ist im konventionellen Anbau notwendig, um viele gesunde Knollen in der bekannten Qualität sauber aus der Erde zu bekommen und auch im Lager ruhig zu halten? Denn wer will Kartoffeln im Frühjahr verzehren, die faulig, modrig oder voller Keime sind?  

Natürlich gibt es einen entscheidenden Faktor, den wir nicht beeinflussen können: das Wetter! Der Einfluss von Sonne, Wärme und Nässe ist im Kartoffelanbau nicht zu unterschätzen!

Dennoch: Auch du als Kartoffelanbauer kannst aktiv werden. Wähle die geeigneten Maßnahmen für deinen Standort gezielt aus, denn die Palette an Pflanzenschutzmitteln (biologische inklusive) verändert sich rasant!

Wirkstoffe verlieren die Zulassung, neue Produkte kommen auf den Markt und die Forderung nach biologischem Anbau steigt! In diesem Artikel findest du einen kleinen Abriss über Standardmaßnahmen, die des Kartoffelanbauers täglich Arbeit sind.

Pflanzgutbehandlung vorm Pflanzen

Im Frühjahr geht es los. Sobald der Boden ausreichen Bodentemperatur hat und das Wetter mitspielt, werden Kartoffeln gelegt. Schon zum Zeitpunkt der Pflanzung werden die meisten Kartoffeln das erste Mal mit Fungiziden, bis vor kurzer Zeit zum Teil auch mit Insektiziden (die jetzt verboten sind) und Bakteriziden behandelt.

Du behandelst das Pflanzgut entweder bereits im Lager vor dem Pflanzen mit geeigneten Ultra-Low-Volume (ULV) Geräten z.B. der Firma Mantis oder aber auf dem Feld beim „Legen“ der Knollen.

Beim Legen unterscheidet man die Knollenapplikation an der Pflanzmaschine, bei der die Pflanzenschutzmittel direkt auf die Knollen gesprüht werden. Oder man wählt die Furchenapplikation, ein Verfahren das sich steigender Marktanteile erfreut. Dabei wird nicht die Knolle, sondern auch die Furche mit dem Pflanzenschutzmittel besprüht, damit sich ein Horizont um die gelegte Knolle bilden kann, was den Befall mit Pilzen verhindert. Mehr zur Kartoffelbeizung 2020 liest du hier.

Die klassische Beizung kennst du schon seit Jahrzehnten. Viele Nicht-Landwirte fragen sich vermutlich: Wieso denn schon so früh im Jahr behandeln?

Tja! Zwei wichtige Schaderreger (es gibt natürlich noch viele mehr), die zu diesem Zeitpunkt bekämpft werden sollten, sind:

Es gibt einige verfügbare Wirkstoffe, die erfolgreich gegen Rhizoctonia wirken. Eine gute Übersicht bietet jeweils die erste Ausgabe jeden Jahres der Fachzeitschrift Kartoffelbau. Die Schwarzbeinigkeit ist anders, denn der „Verursacher“ ist kein Pilz, sondern ein Bakterium. Zugelassene Mittel sind daher rar und zur Befallsminderung ist ausschließlich Kupfer zugelassen.

Die beiden zugelassenen Produkte sind sowohl an der Pflanzmaschine oder aber im Lagerhaus anzuwenden. Warum Beizen? Ganz klar! Damit Deine Bestände nicht so aussehen wie auf den Bildern!

Schwarzbeinigkeit an der Kartoffel
Schwarzbeinigkeit am Stängel
lückiger Bestand aufgrund fauler Kartoffelknollen
Lückige Bestände verursacht durch Auflaufschäden

Unkrautbekämpfung im Kartoffelbau

Die mechanische Unkrautbekämpfung spielt keine große Rolle mehr, denn die Anbauverfahren haben sich geändert. Natürlich kannst du noch heute Häufeln und Striegeln, aber alleinig reicht es meist nicht. Bei der chemischen Unkrautbekämpfung gilt es in drei Bereiche zu unterscheiden:

  • Vorauflauf
  • kurz vor dem Durchstoßen der Kartoffeln
  • Nachauflauf

Im Vorauflauf ist das Angebot am größten. Aber auch gegen Gräser muss man häufig auf den Flächen behandeln.

Mein Tipp: Willst Du Dich über die Angebotspalette und Auflagen, Neuerungen in 2021 bei den Herbiziden informieren? Dann besorge Dir: Ratgeber Pflanzenbau und Pflanzenschutz der LWK NRW.

Krautregulierung im Kartoffelbau

Für die Sikkation bzw. Krautminderung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die Palette an zugelassenen Wirkstoffen wird zulassungsbedingt kleiner und so gibt es neue wie ich finde interessante Ansätze, um dem Kraut Herr zu werden.

Klassisch ist das Krautschlagen! Kombinationen aus Krautschlagen und chemischen Herbiziden oder reine chemische Unkrautbekämpfung stehen neuen Ansätzen wie z.B. dem Elektrosika Verfahren gegenüber, das sicher noch eine Zeit bis zur finalen Marktreife benötigen wird, aber wer weiß vielleicht haben wir hier in einiger Zeit doch eine Alternative!

Insektizideinsatz auf dem Feld

Insektizide wirken bekanntlich gegen Insekten. In der Kartoffel sind das vor allem Blattläuse, die auch Viren übertragen können und der Kartoffelkäfer. Hübsch aber eben gefräßig. Sowohl die Larve als auch der ausgewachsene Käfer.

Kartoffelkäfer und Larven
Kartoffelkäfer mit Larven

Aber auch Nematoden, Drahtwürmer, Schnecken und weitere tierische Schaderreger können die Kartoffeln schädigen. Was kann man gegen Blattläuse und Kartoffelkäfer tun, um nur zwei Hauptproblemverursacher zu nennen?

Es gibt in Deutschland eine Reihe zugelassener Insektizide, die abhängig von weiteren Faktoren (u.a. auch des Wetters) einen mehr oder weniger großen Erfolg versprechen.

Der Einsatz zum Zeitpunkt der Beizung ist in Deutschland seit einigen Jahren verboten. Daher bietet sich ausschließlich die Kontrolle auf dem Feld mit der herkömmlichen Pflanzenschutzspritze an. Aber auch hier ist die Anzahl der verfügbaren Wirkstoffe in den letzten Jahren erheblich eingeschränkt worden und wird es weiter werden.

Leider gibt es wenig Neues auch in der Pipeline der Pflanzenschutzindustrien. Vollständige Übersichten über die zugelassenen Produkte findest du auf der Webseite des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit).

Pilzkrankheiten in der Saison

Krautfäule und Alternaria sind die beiden Haupterreger, die dem fachkundigen Betrachter und natürlich auch dir auffallen, wenn du ab Juni bis August über die Kartoffelfelder spaziert, und gegen die du deine Behandlungen planst. Die Palette an Produkten besonders gegen Krautfäule ist groß! Aber die Anzahl der Wirkstoffe ist überschaubar - es gibt Zulassungsübertragungen und verschiedenste Kombinationsprodukte der Industrie, die sich gut ergänzen können. 

Wie bekämpfst du Krautfäule effektiv?

Ein termingerechter Spritzstart, der dem ersten Befall zuvorkommt, ist die Basis einer jeden erfolgreichen Krautfäule-Strategie. Beachte bei der Produktauswahl, dass die verschiedenen Produkte bzw. Wirkstoffe ihre Stärken dann entfalten, wenn Sie richtig eingesetzt werden.

So eignen sich systemische Mittel für den Spritzstart bzw. für frühe Maßnahmen, wohingegen sporizide Wirkstoffe bei hohem Befall und in den Abschlussspritzungen zum Einsatz kommen sollten. Lokalsystemische und protektive Mittel werden im frühen und mittleren Vegetationsbereich erfolgreich vorbeugend angewendet.

Insgesamt behandelst du deine Kartoffeln in der Regel zwischen 6-8 Mal im Jahr gegen Krautfäule, in feuchten Jahren auch häufiger. Die Alternaria-Krankheit bekommt man teils bereits durch die Krautfäule-Bekämpfung mit in den Griff, da einige Wirkstoffe beides bekämpfen können oder aber man fügt der Spritzbrühe einen Alternaria-Spezialisten bei. Mehr zum Thema Krautfäule findest du hier.

Alternaria an Kartoffelblättern
Alternaria an Kartoffelblättern

Grundstein für Qualität des Pflanzgutes ab Herbst legen!

Die Kartoffeln sind geerntet und auf dem Weg ins Lager. Noch einmal kann eine Behandlung wichtig sein! Vor allem Erzeuger der Pflanzkartoffeln können aktiv werden oder meine Meinung: SOLLTEN es werden.

Die Ernte wird unterschieden in Kartoffeln zur Pflanzguterzeugung, Verarbeitungskartoffeln, Stärkekartoffeln und Speiseware. Kartoffeln, die mit dem Ziel „Pflanzgut“ fürs neue Jahr angebaut und geerntet wurden, können im Lager bereits behandelt werden gegen typische Lagerkrankheiten.

Hier sind vor allem Silberschorf, Fusarium und Phoma-Trockenfäule zu nennen. Dazu werden die Kartoffeln mit dem Wirkstoff Imazalil, dem einzigen dafür zugelassenen Wirkstoff, nach der Ernte behandelt (von August bis März). Dies geschieht mit speziell zur Beizung entwickelten ULV-Geräten, die wir schon im Absatz Pflanzgutbehandlung kennengelernt haben.

Ergänzend ist im Rahmen der Lagerführung ebenso wichtig, die Kartoffeln nach der Einlagerung sehr schnell trocken zu ventilieren und ihnen eine gute Wundheilung zu ermöglichen, bevor sie auf die geplante Lagertemperatur herunter gekühlt werden.

Auch interessant: 12 Tipps für eine erfolgreiche Einlagerung von Kartoffeln

Keimfrei: das Ziel der Kartoffellagerung!

Nach einer anstrengenden Ernte, in denen die Kartoffeln das erste Mal das Licht erblickt haben, befördern wir einen Großteil der riesigen Erntemengen in Deutschland in die wiederum kalten und dunklen Kartoffelläger, um sie haltbar zu machen.

Keimende Kartoffeln
Keimende Kartoffeln

Die Keimruhe, die sich bei Kartoffeln nach der Ernte einstellt, dauert je nach Anbauvoraussetzungen und Sorteneigenschaften bis zu 10 Wochen.
Der Mensch mag es lieber warm unter der Bettruhe, aber die Kartoffeln brauchen es kalt, um in die sogenannte Zwangsruhe zu kommen. Als Zwangsruhe bezeichnet man den Zustand, in den man die Kartoffeln versetzen kann, wenn die natürliche Keimruhe bereits gebrochen ist. Mehr zum Thema Kartoffellagerung und Keimhemmung findest du hier.

Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Kaltlagerung oder der Einsatz von Keimhemmungsmitteln. Bislang gibt es den Standard zur chemischen Keimhemmung: das ist der Wirkstoff Chlorpropham abgekürzt CIPC.

Du fragst Dich vielleicht, was ist also das Problem, wenn wir Mittel zur Verfügung haben, die wir alle mittlerweile gut kennen? CIPC ist endlich aufgrund der Zulassungssituation! Die EU Kommission hat sich gegen eine Verlängerung des Wirkstoffs ausgesprochen und es wird erwartet, dass er letztmalig in der nächsten Lagersaison (d.h. 2019-2020, vorbehaltlich der EU-Entscheidung!) zum Einsatz kommen darf… Also HANDEL jetzt!!! Mehr zu Keimhemmungsmitteln für die Saison 2019/20 liest du hier.

Es ist klar, dass ein Umdenken stattfinden muss, wie wir keimfreie Kartoffeln bis ins neue Jahr und auch noch länger lagern können. In den letzten Jahren sind neue Alternativen, z.B. Grüne-Minze-Öl oder 1,4-Dimethylnaphthalin auf den Markt gekommen, die aber noch lange nicht die Marktgröße erreicht haben, die CIPC bis heute hat. Es bleibt spannend, wie sich diese Produkte am Markt behaupten werden und wie sie dazu beitragen können, eine sichere Keimhemmung durchzuführen. 

Willst Du mehr wissen, dann bleib bei uns, denn wir informieren zu aktuellen Themen der Kartoffel rechtzeitig zur neuen Lagersaison mit unserem Kartoffelblog. Schwerpunkt in 2019 ist das Thema Keimhemmung, denn in diesem Segment wird viel passieren!