Viele unserer Kunden bestellen ihre Flächen, um Futter für ihre Tiere anzubauen. Wir von Certis sind für alle Fragen rund um den Pflanzenschutz für sie da. Aber mit Tieren, da kennen wir uns nicht aus. Wozu denn nun dieser Artikel? Tja, gute Frage. Von Nutztieren verstehen wir zwar nicht viel, aber mit Wasser kennen wir uns sehr gut aus. Schließlich ist Wasser das Trägermittel Nummer 1 für Pflanzenschutzprodukte. Obwohl ich letztens von Hummeln gelesen habe, die als fliegende „Trägermittel“ Tomaten, Erdbeeren oder Wein vor Graufäule (Botrytis cinerea) schützen, indem sie kleine Pilzantagonisten bei ihren Bestäubungsflügen verteilen. Aber ich schweife ab.    

Es gibt hartes und weiches Wasser (= Härtegrad), saures und basisches (= pH-Wert). Der Härtegrad und der pH-Wert sind Eigenschaften, die den Erfolg einer Pflanzenschutzmaßnahme erheblich beeinflussen können. Wir haben viele Wasserproben untersucht und die pH-Werte sowie auch die Calcium-, Magnesium- und Eisengehalte ausgewertet. Denn der Gehalt an Ca, Mg und Fe bestimmen die Wasserhärte. Ich kann mich an eine Wasserprobe erinnern, die hatte einen braunen Rand am Boden und im beigelegten Brief fragte man, ob dieses Wasser auch als Tränkwasser für Nutztiere geeignet sei. Dieses Brunnenwasser hatte einen Eisengehalt von 5 mg/l. Na und, wirst du sagen, was hat das nun mit meinen Kühen zu tun? Ich erkläre es dir.

Eisen im Wasser ist bei hohen Werten gut erkennbar

Wasser: das wichtigste Futtermittel für deine Tiere

Wusstest du, dass Kühe besser riechen und schmecken können als wir Menschen? Sie können dich schon von weitem an deinem Geruch erkennen. Vielleicht hattest du mal zu oft auf den Sprühknopf deines Eau de Toilette gedrückt und bemerkt, dass deine Kühe das gar nicht gut fanden? Deine Tiere reagieren nämlich extrem sensibel auf Gerüche. Und ganz eng damit verbunden ist der Geschmackssinn. Wenn ihnen das Wasser nicht schmeckt, trinken sie weniger, was du als erstes an der sinkenden Milchleistung bemerkst.

Jede Kuh muss pro Liter Milch 3 Liter Wasser trinken. Besonders nach dem Melken haben die Kühe riesigen Durst und wollen nicht warten. Fressen sie 1 kg trockenes Futter, müssen sie noch zusätzlich 5 Liter Wasser saufen. Das kann, je nachdem wie warm oder kalt es ist, bis zu 130 l Wasser am Tag sein! Und ob du es glaubst oder nicht, man hat herausgefunden, dass die optimale Wassertemperatur für eine Kuh 17 °C beträgt. Das ist auch gut so, denn ist es z.B. zu warm, können sich Keime vermehren.

Es gibt viele Dinge im Wasser, die deinen Tieren den Geschmack vermiesen können. Allen voran Dreck! Also Pipi und Kaka, weil auf der Weide der Wassertrog zu tief aufgestellt wurde und die Kühe sich beim Umdrehen, na du weißt schon. Eine Höhe von 60-90 cm wäre ideal. Hast du mal auf deiner Weide nachgemessen?

Auch das Fassungsvermögen (mind. 200 l) und die Tiefe der Tränke (mind. 8 cm, max. 30 cm), der Kopffreiraum (mind. 60 cm zu allen Seiten) und, und, und ist wichtig, damit das liebe Vieh glücklich und zufrieden trinkt. Wenn du an all das gedacht hast und deine Kühe trozdem dem kühlen Nass den Rücken zukehren, solltest du dir die Mineralstoffe deines Tränkwassers mal genau anschauen.

Tränkwasserqualität – nur das Beste für’s Tier

Das BMEL hat Qualitätsparameter für Tränkwasser angegeben, an denen du dich gut orientieren kannst, wenn du weißt, was in deinem Tränkwasser drin ist. Im Rahmen von Qualitätsfleischprogrammen wird routinemäßig zwei Mal im Jahr dein Wasser untersucht. Oder du gibst eine Wasseranalyse selbst in Auftrag. Hast du auf der Weide einen externen Tank mit Wasser? So solltest du auch dieses Wasser einmal prüfen lassen.

Orientierungswerte für die Eignung von Tränkwasser vom Umweltbundesamt und BMEL1 – Geflügel, 2 – sonstige Tierarten, 3 – ruminierende Wiederkäuer, 4 – Kälber und andere Tierarten

Quelle: siehe unten

Wie du siehst, gibt es viele Parameter, die deinen Tieren ihr kühles Nass vermiesen können.

Brunnenwasser als Tränkwasser? Behalte den Eisengehalt im Blick

Dürfen deine Tiere auf die Weide oder zur Alm, so musst du auch dort das Tränkwasser im Auge behalten. Oft wird dort Brunnenwasser als Tränkwasser genutzt. Ist es bei dir auch so? Brunnenwasser weißt oft ganz andere mineralische Zusammensetzungen auf als Leitungswasser. So haben wir bei unseren Wasserproben herausgefunden, dass Brunnenwasser oft eher weich, aber auch eher basisch ist. In Amerika empfehlen sie einen pH-Wert zwischen 6,0 und 8,5 zum Durstlöschen für das liebe Vieh. Das ist etwas enger gefasst als bei der BEML, aber sehr gut nachvollziehbar. Getränke mit einem pH-Wert über 8 mögen wir Menschen auch nicht, warum sollen unsere Tiere das dann trinken?

Zudem findet man in Brunnenwasser oft hohe Eisenwerte. Wohnst du in einem Ort mit Isern (= alt für „eisern“) im Namen? Oder enthält der Ortsname direkt die Silbe Eisen-, -hütten oder Rud-? Dann solltest du hier aufhorchen. Denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du in einem Gebiet wohnst, wo das Wasser von Natur aus viel Eisen enthält.

Eisen ist wichtig, keine Frage. Nicht nur für uns Menschen. Auch unsere Pflanzen freuen sich über dieses Spurenelement, denn es unterstützt sie bei der Bildung von Chlorophyll und verbessert die Photosynthese. Nicht umsonst gibt es auch Eisendünger. Aber wie Paracelsus im 15. Jahrhundert schon sagte: „„All Ding' sind Gift und nichts ohn' Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ Hast du zu viel Eisen im Wasser, so kann dies nicht nur dich als Menschen, sondern auch deine Tiere im Stall und Pflanzen schädigen. Aber was ist zu viel?

Tränkwasser mit Eisengeschmack? Nicht für deine Kühe

Dein Leitungswasser sprudelt dir normalerweise mit nur < 0,005 mg/l Eisen in dein Glas. Der offizielle Grenzwert im Leitungswasser liegt laut Trinkwasserverordnung bei 0,2 mg/l. Schädlich für den Menschen sind erst Werte von über 200 mg/l Eisen, Eisenaufnahme durch die Nahrung eingeschlossen. Da kannst du also beruhigt sein. Und bei deinem Brunnenwasser? Tja, da gibt’s leider keine Heinzelmännchen, die dein Wasser so aufbereiten, dass die Grenzwerte eingehalten werden. Schön wär’s! Aber leider bist du an dieser Stelle selbst gefragt.

Ab 0,5 mg/l Eisen fängt das Wasser an sich braun zu färben und unangenehm metallisch zu schmecken. Und zwar nicht nur dir als Mensch, sondern auch deinen Tieren. Eisen verursacht oxidativen Stress bei Milchkühen und wurde mit erhöhtem Auftreten von Mastitis, RFM (retained fetal membranes) und einer allgemeinen Abnahme der Immunfunktion in Verbindung gebracht. Deshalb finde ich den Grenzwert von 3 mg/l FE von der BEML recht hoch gegriffen, denn schon deutlich unter diesem Grenzwert kann man das Eisen deutlich herausschmecken.

Also kein Wunder, dass deine Kühe weniger trinken, wenn du ihnen eisenhaltiges Brunnenwasser als Tränkwasser vorsetzt. Von Ablagerungen ganz zu schweigen, die deine Tränkanlage verstopfen können. Denn verstopfte Leitungen führen auch weniger Wasser. Und schwupps ist im Trog auch weniger von dem schlecht schmeckenden Nass drin. Weniger Wasser führt wiederum zu Leistungseinbußen. Verabreichst du zudem noch Medikamente über das Tränkwasser, so kann der Eisengehalt sogar deren Wirksamkeit beeinträchtigen.

An dieser Stelle kommt wieder der Keimalarm ins Spiel. Durch die Bildung von Biofilmen durch die Eisen liebenden Bakterien kann deine Tränkanlage verkeimen. Achtung bei folgenden Dingen:

  • Krankheiten
  • Fruchtbarkeitsstörungen
  • geringer Leistungsfähigkeit
  • zu geringer Wasseraufnahme

Bakterien und Schadstoffe kannst du selten schmecken oder riechen. Glücklicherweise kannst du sie aber im Labor nachweisen. Besonders wichtig ist eine gute Wasserqualität beim Tränken von trächtigen Tieren und Jungtieren. Deshalb lieber einmal mehr dein Wasser testen, besonders bei Tränken auf Wiesen und Weiden.

Kleiner Tipp: Wenn du einen Durchflussmesser an jeder Tränke einbaust, kannst du genau herausfinden, wie viel Wasser deine Tiere zu sich nehmen und so auf einen Blick erkennen, wenn sie zu wenig trinken und gegensteuern.

Wasser gut, alles gut

Wasser ist nicht gleich Wasser. Besonders Kühe sind besonders empfindlich was Geruch und Geschmack anbelangt. Zu einer guten Milchleistung und Futterverwertung gehört eine gute Wasseraufnahme. Schließlich besteht Milch zu 87 Prozent aus Wasser. Kühe die ausreichend trinken stimulieren dadurch auch die Futteraufnahme. Sie haben mehr Energie und eine bessere Pansenfunktion.

Tränkwasser sollte nicht nur sauber sein. Regelmäßiges Schrubben der Tröge etc. sollte deshalb regelmäßig auf deinem Arbeitsplan stehen. Auch die Zusammensetzung der darin enthaltenen Mineralien können deinen Tieren das kühle Nass vermiesen. Zu viel Sulfat und Magnesium hinterlassen einen eher bitteren Geschmack, zu viel Natrium und Chlorid sorgen wiederum für einen leicht salzigen Touch. Insbesondere ein hoher Eisengehalt im Wasser hat viele negative Auswirkungen, ganz abgesehen vom schlechten Geschmack. Oxidativer Stress und Mastitisgefahr drohen! Eisenablagerungen können Leitungen verstopfen und Eisenliebende Bakterien ziehen Keime magisch an.

Deshalb rate ich dir kein eisenhaltiges Brunnenwasser als Tränkwasser zu verwenden. Wenn nichts Anderes möglich ist, schraube einfach einen Eisenfilter direkt hinter die Wasserpumpe und gut is. Eisenfilteranlagen sind die professionellere, aber teurere Variante. Zudem solltest du deinen Tieren zuliebe regelmäßig dein Wasser auf Bakterien und Schadstoffe untersuchen lassen, wenn du kein Leitungswasser als Tränkwasser verwendest.

Quellen Text:

https://www.bmel.de/DE/Tier/Tierernaehrung/_texte/Orientierungsrahmen-Traenkwasser.html

https://dairy-cattle.extension.org/impact-of-minerals-in-water-on-dairy-cows/ 

https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/futtermittel/orientierungsrahmen-traenkwasser.html 

Tabelle:

https://www.umweltbundesamt.de/traenkwasserversorgung-im-stall#Tr%C3%A4nkwasserversorgung%20im%20Stall

https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/futtermittel/orientierungsrahmen-traenkwasser.html