Es wird wirklich nicht einfacher mit der Gräserbekämpfung im Getreide.
Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Jährige Rispe, Trespe und zunehmend auch Weidelgrasarten treiben den Landwirten die Sorgenfalten auf die Stirn. So mancher erlebte schon böse Überraschungen und war schockiert, als beim Anblick seines Getreideschlages massig Scheinähren vom Ackerfuchsschwanz über den Weizen ragten. In dem Moment ist natürlich alles zu spät. Wie du das im nächsten Jahr verhindern kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Der Wirkstoff Flufenacet ist ein Kernbaustein in der Gräserbekämpfung im Herbst. Damit das auch noch lange so bleibt, solltest du ihn möglichst mit pflanzenbaulichen Maßnahmen kombiniert anwenden und so das volle Potential der Wirksamkeit ausschöpfen.
Tipp 1: Ist der Ackerfuchsschwanzdruck stark, vermeide die frühe Saat!
Eine frühe Aussaat bringt Vorteile mit sich. Du kannst zum Beispiel die Aussaatstärke verringern, was dir bares Geld spart und deiner Getreidepflanze mehr Zeit gibt, sich vor dem Winter gut zu entwickeln. Doch wie so oft gibt es auch Nachteile.
Warum?
Je größer der Abstand von der Vorkultur zur neuen Kultur ist, desto mehr Zeit haben Ackerfuchsschwanz & Co. für das Auflaufen. Und je mehr Gräser vor der Saat aufgelaufen sind, umso mehr davon erwischst du bei der Bodenbearbeitung zur Saatbettbereitung. Also eignet sich eine Spätsaat, wenn du bereits vor der Saat die erste Welle der Ungrassamen zum Auflaufen bringen willst, um sie dann mit der Saatbettbereitung als erste Maßnahme mechanisch zu regulieren. So reduzierst du das Schadpotential deutlich.
Bei einer Frühsaat hingegen haben die Samen vom Ackerfuchsschwanz vor der Saat entsprechend weniger Zeit zum Keimen und Auflaufen und daher wird ein Großteil dieser Samen erst nach der Bodenbearbeitung zur Saat durch den Boden stoßen. Der Druck durch die Ungräser erhöht sich dadurch erheblich und die Pflanzenschutzanwendung muss entsprechend mehr leisten. Verpasst du hier auch noch die Vorauflaufbehandlung, wird es schwierig das wieder in den Griff zu bekommen.
Tipp 2: Gut gekrümelt ist halb gewonnen – Achte auf ein feines Saatbett!
Ein Acker voller Kluten und Wildschweinkuhlen? Der Albtraum eines jeden Bodenherbizides. Hier solltest du unbedingt im Vorfeld für Ordnung sorgen.
Warum?
Ein gleichmäßiger, lückenloser Herbizidfilm setzt eines voraus: Ein top vorbereitetes Saatbett. Wenn sich Kluten auf dem Acker befinden, dann gelangt der Wirkstoff aus dem Produkt nicht unter diese großen Erdklumpen. Sicher hast du auch schon einmal beobachtet, dass im Schatten eines dicken Erdklumpens Unkräuter und -gräser ganz unbeeindruckt von etwaigen Maßnahmen wachsen und gedeihen. Zudem können die Klumpen später aufbrechen und neuen Samen freilegen, der dann auch wieder fleißig keimt. Klumpen sind also quasi doppelt blöd.
Walzen sorgt zum Beispiel für ein feinkrümeliges, gut abgesetztes Saatbett. Wenn hier hinterher gespritzt wird, bekommst du eine gute Bodenversiegelung und gleichmäßige Wirkstoffverteilung hin.
Tipp 3: Wasser und Wirkung – Ein untrennbares Team
Für eine gute Wirkung benötigst du neben dem feinen Saatbett auch noch etwas Hilfe von oben. Denn du brauchst eine ausreichende Bodenfeuchte, damit der Wirkstoff da ankommt, wo er hin soll.
Warum?
Bodenherbizide (daher auch der Name) werden nicht wie Blattherbizide von den Blättern aufgenommen, sie müssen in den Boden eindringen, um von Wurzel und Hypokotyl (dem untersten Abschnitt der Sprossachse) aufgenommen zu werden. Das ist nur mit Hilfe von Wasser möglich – quasi ein Taxi.
Erst dadurch kann der Wirkstoff zu seinem Wirkort – der Wurzel und dem Hypokotyl – gelangen und dort aufgenommen werden. Ist der Boden jedoch sehr trocken, verbleibt der Wirkstoff an den Bodenpartikeln bzw. schon an der Bodenoberfläche, gelangt nicht zu seinem Zielort und kann dort entsprechend auch nicht wirken.
Tipp 4: Wer nicht kommt zur rechten Zeit, muss damit leben, dass was übrig bleibt
Die Behandlung des Getreides mit Flufenacet sollte möglichst im Vorauflauf direkt nach der Saat erfolgen, um die bestmöglichen Wirkungsgrade zu erzielen.
Warum?
Der Wirkstoff Flufenacet ist hauptsächlich bodenwirksam. Er wird über die Wurzel und das Hypokotyl von der Pflanze aufgenommen und hemmt die Zellteilung und das Wachstum des jungen Pflanzengewebes. Beide Aufnahmestellen befinden sich unter der Erde (siehe Video). Behandelst du deinen Schlag erst lange nach der Saat, ist der Ackerfuchsschwanz schon munter fröhlich aus der Erde herausgewachsen. In diesem Fall reduziert sich die Wirkung flufenacethaltiger Produkte, da die Ackerfuchsschwanzpflanzen bereits robuster geworden sind und der Wirkstoff in die genannten Pflanzenteile schlechter eindringen kann. Dadurch nimmt die Wirkstoffaufnahme ab und genauso auch die Wirkung.
Merke: Am empfindlichsten ist der Ackerfuchsschwanz, wenn er noch ganz jung und auf seinem Weg ans Tageslicht ist, während dein Getreide die Herbizidmaßnahme am besten verträgt, je früher sie stattfindet. Also eine Win-Win-Situation für die frühe Behandlung.
Übrigens laufen 80 % des Ackerfuchsschwanzes im Herbst auf. Von daher ist es besonders wichtig, dass die Herbstbehandlung sitzt.
Tipp 5: Greif in die Trickkiste – Bereite dem Fuchsschwanz ein „Falsches Saatbett“
Warum?
In diesem Fall machst du wie oben beschrieben eine Saatbettbereitung und lässt den Acker dann für eine Weile liegen, so dass die Ackerfuchsschwanzsamen auflaufen können. Diese aufgelaufenen Ungrassamen bekämpfst du dann mit einer Glyphosatanwendung (auf die grüne Blattmasse).
Hierfür solltest du aber mindestens 2 Wochen warten, damit die Samen ausreichend viel Zeit zum Auflaufen haben. Bei sehr trockenen Bedingungen lohnt es sich noch ein paar Tage länger zu warten, damit auch möglichst viele der Ackerfuchsschwanzsamen keimen und die Pflänzchen auflaufen können. Erst danach drillst du das Getreide ohne weitere Bodenbearbeitung. Somit kommst du automatisch auf einen späteren Saatzeitpunkt, bei dem es wichtig ist die Saatstärke im Vergleich zur Frühsaat anzupassen.
Tipp 6: Gemeinsam stärker – Kombiniere Flufenacet mit weiteren Wirkstoffen
Im Kampf braucht man Verbündete. So ist es auch im Feldzug gegen Ungräser von Vorteil, wenn weitere Wirkstoffe dem Flufenacet den Rücken stärken. Das macht sich sogar doppelt bezahlt.
Warum?
Ein gutes Resistenzmanagement ist wichtig, damit alle Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen, die dir aktuell noch zur Gräserbekämpfung zur Verfügung stehen, lange erhalten bleiben. Vor allem auf Extremstandorten mit einer sehr hohen Anzahl Ungräser/m2 wie auch auf Flächen mit ALS-Hemmer- oder ACCase-Hemmer-resistenten Biotypen ist das von hoher Bedeutung. Es kann also eine Kombination von Flufenacet mit beispielsweise den Wirkstoffen Prosulfocarb und Diflufenican (DFF) einen Vorteil bei der Wirkstoffaufnahme bieten und somit den Wirkungsgrad erhöhen. Diese drei Wirkstoffe in Kombination wirken alle an unterschiedlichen Orten und greifen den Ackerfuchsschwanz von verschiedenen Seiten an – der Feind ist also umzingelt und der Bekämpfungserfolg wird maximiert. Allein sind sie gut, aber im Team sind sie besser.
Ackerfuchsschwanz bekämpfen mit System
Die Ackerfuchsschwanz-Bekämpfung sollte also als System verstanden werden. Anstatt dich allein auf die Herbizidmaßnahme zu verlassen, solltest du aufgrund des wachsenden Drucks alle Register ziehen, damit dein Getreide nicht im Ackerfuchsschwanz untergeht. Hierbei helfen dir eine späte Aussaat, das "Falsche" Saatbett und angesagter Regen. Fährst du dann mit der Spritze mit einer Wirkstoffkombi aus Flufenacet und starken Partnern kurz nach der Saat im Vorauflauf, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
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