Es ist Herbst. Deine Erntehelfer waren fleißig. Alle Äpfel und Birnen sind geerntet und warten in der Kühlung auf ihren Verkauf. Die Obstbäume bereiten sich nun auf die kalte Jahreszeit vor und entledigen sich ihres Laubes. Ach nein, vielleicht doch nicht alle. Ich sehe gerade, meine Elstarbäume werden wohl erst später ihr Laub abwerfen.
Sie sind aber auch wirklich sehr eigen, was mir als Obstfachmann gar nicht passt. Nicht nur, dass sie immer mit als letzte Apfelbäume ihr Laub abwerfen. Nein, auch an Obstbaumkrebs erkranken sie häufiger. Jedenfalls wenn deine Elstarbäume am Bodensee stehen. Denn dort leidet er eher an Obstbaumkrebs, als wenn er im Alten Land wachsen würde. Deshalb ordnet ihn die KOB auch als empfindlichere Sorte ein als das LWK Niedersachsen.
Ein fachmännischer Obstbaumschnitt sichert dir Ertrag und hält deine Bäume gesund. Insbesondere der Krebsschnitt sollte mehrmals im Jahr auf deinem Arbeitsplan stehen. Optimaler Weise spielst du Edward mit den Scherenhänden im frühen Sommer (Mai bis Juni) und dann noch einmal im Winter (Januar).
So bereitest du den Krebsschnitt vor
Tipps zum Krebsschnitt
Frühjahrsbehandlungen
Behandelst du im Frühjahr deine Anlage gegen Schorf, Regenfleckenkrankheit und Lagerfäule, so bieten dir die verwendeten Pflanzenschutzmittel einen ersten guten Schutz vor Obstbaumkrebs.
Hast du deine Ernte eingefahren, so kannst du dich nicht ausruhen. Es geht gleich weiter, denn die meisten Obstbaumkrebs-Infektionen finden im Herbst und den frühen Wintermonaten statt. Ich sage nur Blattfallkontrolle! Wie soll das denn gehen? Und was hat das mit einer Bekämpfung von Obstbaumkrebs zu tun? Beginnen wir ganz vorne.
Blattfallbehandlung
Ein schneller und zum optimalen Zeitpunkt stattfindender Laubfall sind für eine effiziente Krebsbekämpfung und eine gute Blütenqualität im nächsten Jahr unheimlich wichtig. Färben sich die Blätter, so lagern sie ihre mobilen Nährstoffe rechtzeitig vor dem Winter ins Holz zurück und bauen gleichzeitig ausreichend Trenngewebe auf. Hilft der Wind dem Blättern beim Fallen, reißen die Blätter ab und Wunden entstehen. Entblättert der Apfelbaum zu früh oder wie im Fall von Elstar sehr spät oder gar nicht, weil die Blätter abfrieren, wird im nächsten Frühjahr die Blütenqualität schlechter.
Deshalb zwingen schon viele deiner Kollegen ihre Apfelbäume durch eine wasserlösliche Kupfer-Mangan-Chelat Spritzung zum künstlichen Blattfall. Um den Blattfall einzuleiten und gleichzeitig etwas aktiv gegen den Obstbaumkrebs zu tun, hat sich eine Spritzung von Kupferhydroxid und formuliertem Kaliumhydrogencarbonat zur 4. Pflücke (ca. BBCH 89) bewährt. Durch den schnellen und geordneten Blattfall reduzieren sich die Wunden und durch die lange Dauerwirkung der Kupferpräparate hat du einen langanhaltenden Krebsschutz.
Tipp: Verwende für deine Kupferspritzungen lieber Kupferhydroxid als Kupferoxychlorid. So sparst du gleichzeitig Kupfer ein was wiederum deinem Kupferkonto zu Gute kommt.
Nach-Ernte-Spritzung
Solltest du dich gegen das künstliche Auslösen des Blattfalls entscheiden, so denke trotzdem über eine Kupferspritzung vor Blattfall bzw. nach der Ernte nach. Ein ganz großer Vorteil von Kupfer liegt in der lang anhaltenden Wirkungsdauer. Auch der Wirkstoff Captan wirkt gegen Obstbaumkrebs, die Dauerwirkung ist jedoch begrenzt. Der Wirkstoff findet daher nur direkt nach der Apfelpflücke Verwendung, gefolgt von einer Kupferstrategie.
Seit kurzem ist auch Calciumhydroxid (Weißkalkhydrat, Löschkalk) in Lebensmittelqualität als Grundstoff gegen den Obstbaumkrebs zugelassen. Langzeiteffekte wie mit Kupfer lassen sich damit nicht erzielen, das Befallsniveau bei hohem Befall kannst du so jedoch sicherlich etwas reduzieren. Durch die Möglichkeit der Sprinklerapplikation kann dieser Wirkstoff trotzdem interessant für dich sein, weshalb ich ihn als Vorsorgemaßnahme empfehle (Mit diesen 5 Tipps kannst du Obstbaumkrebs vorbeugen).
Seit kurzem gibt es auch ein Pflanzenschutzmittel mit Fosetyl und Fluopyram, für das auch während der Vegetationszeit die Indikation Obstbaumkrebs ausgewiesen ist. Andere Schorffungizide im Kernobst haben meist eine Nebenwirkung gegen den Obstbaumkrebs während der Vegetationsperiode.
Obstbaumkrebs ist hinterhältig und gefährlich. Die Latenzperiode beträgt zwischen 4 und 7 Monate. Deshalb musst du deine Anlage stets mit Argusaugen zu jeder Jahreszeit beobachten. Sei besonders bei lang anhaltend feuchter Witterung auf der Hut (Lerne hier Faktoren kennen, die Obstbaumkrebs auslösen). Hat der Krebs einmal zugeschlagen, so kennst du nun die nötigen Behandlungsschritte, um dem Krebs Herr zu werden. Hast du Glück und deinen Bäumen geht es gut, so sind vorbeugende Maßnahmen für dich das richtige. Wie du Obstbaumkrebs vorbeugst, liest du in unserem Artikel (Vorsicht ist die Mutter der Apfelkiste: Mit diesen 5 Tipps kannst du Obstbaumkrebs vorbeugen).