Es ist heiß, die Sonne brennt und es ist kein Regen in Sicht. Als Kartoffelanbauer könnte es dich ja eigentlich freuen, denn bei dieser trockenen Witterung bleiben deine Pflanzen von Krautfäule verschont. Ja, du könntest es so schön haben, gäbe es da nicht diese lästigen Insekten. Neben Kartoffelkäfern, Drahtwürmern und Erdraupen sind es besonders die Blattläuse, die auf deinem Feld ihr Unwesen treiben. Doch nicht die Saugschäden sind es, die dir Tränen in die Augen treiben. Diese Tierchen verbreiten Viren, die zu großen Ertragsausfällen und mindere Qualitäten führen.
Um welche Viren es sich handelt und wie du eine Virusübertragung durch Blattläuse in deinen Kartoffelfeldern vermeidest, liest du in unserem Artikel.Sie tragen phantasievolle Namen, sind aber leicht zu übersehen. Oftmals kannst du ihr Treiben nur am Schadbild des Virus erkennen, das sie übertragen. Blattläuse!
Die bekanntesten Blattläuse in der Kartoffel sind folgende:
Niedlich sind die Kleinen nicht, aber hungrig! Sie saugen den Pflanzensaft aus der infizierten Pflanze und geben das Virus dann an beim nächsten Einstich weiter. Je nach Virusart kann das zwischen 30 Sekunden und 2-3 Tage dauern, bis die Übertragung geglückt ist.
Die gefährlichsten Viren für deine Kartoffeln sind das Y Virus (PVY), auch Mosaikvirus genannt und das Blattrollvirus (PLRV). Es hört jedoch leider nicht auf. Es gibt auch noch die Kartoffelviren A, M, S und X, die jedoch nur einen sehr kleinen Teil der Virosen ausmachen. Tja, ähnlich wie das A,B,C aber doch anders.
Wenn es unter deinen Kartoffelblättern nur so von Blattläusen wimmelt, muss es nicht gleichzeitig heißen, dass deine Pflanze schon vom Virus befallen ist. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch groß. Je nach Virusart, Virusstamm und angebauter Kartoffelsorte solltest du bei folgenden Anzeichen genauer hinschauen:
Symptome eines Virusbefalls:
Blattläuse in Konsumkartoffeln sind zwar nicht schön, aber nicht so dramatisch wie in der Pflanzkartoffelproduktion. Hier gilt es für dich „Virenfrei durch die Saison“ zu kommen, denn ein Virusbefall der Knollen kann dramatische finanzielle Folgen haben: bis hin zu Aberkennung deiner Partien, wenn der Virusgehalt die vorher festgelegten Werte überschreitet. Das kann ein ziemlich großes Loch in deine Firmenkasse reißen.
Alles zum Kartoffelschutz rund ums Jahr liest du hier.
Neben den klassischen Insektiziden, die aufgrund der Zulassungsbeschränkungen in Ihrer Anzahl ständig weiter zurückgehen, gibt es seit diesem Jahr in Deutschland die Möglichkeit, mit Paraffinöl gegen die Virenübertragung aktiv zu werden. Mit Öl Viren bekämpfen? Wie soll das denn gehen?
Das Paraffinöl legt sich beim Spritzen als Film auf die Blattoberfläche. Diese Ölschicht kommt bei den Blattläusen nicht so gut an. Ölige Saugrüssel vermeidet sie lieber. Sticht eine Blattlaus trotzdem in das Blattgewebe, so reinigt das Paraffinöl das Saugorgan von nichtpersistenten Viren. Somit kann das Virus nicht übertragen werden und deine Kartoffelpflanzen bleiben gesund.
Paraffinöl wirkt also nicht direkt auf die Läuse und bringt sie um die Ecke, sondern verhindert die Übertragung des Virus.
Denk zunächst an die Zubereitung einer Salatsoße: Ich meine die kleinen Kräuterbeutel, die du nur mit Öl und Wasser anmischst. Was kommt zuerst? Richtig, das Wasser! Nimmst du zuerst das Öl verklumpen die Kräuter. Genauso ist es mit Paraffinöl. Bitte immer zuletzt in den Tank geben!
Gerade in der Auflaufphase ist die Paraffinölschicht in kurzen Abständen zu erneuern, denn in dieser Zeit ist die Gefahr der Virusübertragung besonders hoch. Optimal sind anfangs alle 3 Tage, dann alle 7 Tage, um einen lückenlosen Ölfilm zu gewährleisten.
In Deutschland sind in der Saison 2020 drei Produkte auf Paraffinölbasis gegen Blattläuse als Virusvektor zugelassen, zwei davon auch im ökologischen Landbau. Generell sind hochwertige, genehmigte Paraffinöle gut mischbar mit Pyrethroiden und Fungiziden, allerdings empfehlen dir die Vertreiber, keine Mischungen mit Fluazinam und fluazinamhaltigen Fungiziden zu fahren. Auch auf die Zugabe von Nähr- und Zusatzstoffen solltest du verzichten.
Zur guten Benetzung brauchen Paraffinöle einen deckenden Schutzfilm. Daher solltest du die Düsentechnik nicht zu grobtropfig wählen und mit hohen Wassermengen fahren. Der Öleinsatz verlängert die Antrocknungszeit, erhöht aber auf der anderen Seite die Regenfestigkeit z.B. von Krautfäule-Fungiziden. Wenn die Temperaturen über 25 °C steigen und die Sonne sehr stark vom Himmel strahlt, sind Verbrennungen möglich. Am besten fährst du am Abend oder in den Abend hinein.
In diesem Artikel hast du erfahren, wie schädlich Blattläuse insbesondere beim Anbau von Pflanzkartoffeln sind, da sie die gefürchteten Kartoffelviren übertragen können. Wir haben dir aufgezeigt, wie man einen Virusbefall erkennt und dir Tipps für Virus freie Kartoffelbestände gegeben.
Es müssen also nicht immer Pyrethroide gegen Blattläuse eingesetzt werden, um einen Virusbefall zu verhindern. Auch Paraffinöl ist gut geeignet, um deine Kartoffelbestände vor Viren zu schützen und die Aberkennungen deiner Partien zu vermeiden. Probiere es doch mal aus.
Interessierst du dich auch für das Thema Kartoffelkeimhemmung? Hier findest du unseren Beitrag zu Keimhemmungsmittel im Überblick und Kartoffel-Keimhemmung - Frische bis ins neue Jahr und länger?