Langsam wird es immer grüner auf meinem Kartoffelacker. Das erfreut mein Landwirtsherz, doch so richtig zufrieden bin ich nicht. Der Bestand ist einfach zu lückenhaft und ungleichmäßig! Mit einem Spaten bewaffnet nehme ich mir eine Lücke in einem meiner Kartoffeldämme vor, wo eigentlich schon längst eine Kartoffelpflanze hätte stehen sollen. Unglücklich schau ich auf den abgestorbenen Kartoffelkeimling in meiner Hand. Nach 2 weiteren Grabungen bin ich mir sicher: der Pilz Rhizoctonia solani hat hier seine Finger im Spiel.
Wie du Rhizoctonia solani, auch Wurzeltöterkrankheit, Weißhosigkeit oder Kartoffelpocken genannt, zweifelsfrei identifizierst liest du in diesem Artikel.
Pilze wie Rhizoctonia solani sind weder Tiere noch Pflanzen. Sie betreiben keine Photosynthese, sondern ernähren sich von organischen Substanzen. Rhizoctonia liebt zum Beispiel totes Gewebe. Dieser Fakt ist besonders wichtig, aber wir kommen bald noch einmal darauf zurück.
Rhizoctonia kann dich auf 2 verschiedene Arten heimsuchen: über den Boden oder über infizierte Pflanzkartoffeln. Du musst hier also gleich auf zwei Seiten Acht geben.
Übertragung über infizierte Pflanzkartoffeln
Nach neusten Studien gelten von Rhizoctonia befallene Mutterknollen als Hauptinfektionsquelle. Du erkennst sie an schwarzen, hartnäckigen Flecken. Vielleicht hast du in diesem Zuge auch schon mal der Begriff Teerflecken oder Kartoffelpocken gehört. Mit dem Fingernagel lassen sie sich abkratzen, einer Wäsche widerstehen sie jedoch. Diese Flecken sind die Sklerotien des Pilzes. Die jungen Keime werden von ihnen regelrecht umsponnen wie das Bild unten so ausdrucksvoll zeigt.
Legst du dann die befallenen Knollen schon früh in den Boden steigt die Infektionsgefahr enorm an. Denn bei kalten Temperaturen und viel Niederschlag wachsen die Knollen in den Dämmen kaum und der Pilz kann so langsam aber sicher ganze Triebspitzen im Boden, die sogenannten Dunkelkeime, vollkommen vernichten. Hier wächst dann nichts mehr. Nur eine Lücke zeugt noch vom Unheil unter der Oberfläche.
Übertragung über infizierten Boden
Rhizoctonia ist ein Überlebenskünstler. Kälte macht ihm nichts aus, tiefe Temperaturen während der Legeperiode fördern sogar sein Auftreten. Solange er genügend Nahrung findet – hier kommen wir wieder zu unserem toten Gewebe – kann er sogar mehrere Jahre in deinem Boden überdauern. Pflanzenreste von Kartoffeln liebt er besonders – also Achtung bei Durchwuchskartoffeln! Aber auch Kleegras, Luzerne und Kreuzblütler dienen ihm als Wirtspflanzen. Der Rhizoctonia solani Pilz bildete mit der Zeit viele genetische Untergruppen, die auf verschiedene Wirte spezialisiert sind. Die genetische Gruppe AG 3 (AG = Anastomosegruppe) präferiert nur die Kartoffel. Eine andere Rhizoctonia-Gruppe (AG 4) ist ab und zu auch in der Kartoffel mit eher geringen Schäden zu finden. Ihre Präferenz liegt aber eindeutig bei Zuckerrüben, Mais und Leguminosen. In der Kartoffel-Fruchtfolge solltest du diese Kulturen deshalb nicht zu häufig anpflanzen.
Lies auch: Kartoffelschutz rund ums Jahr: Krankheiten, Insekten, Unkrätuer, Keimhemmung
Um Feinde erfolgreich zu bekämpfen, muss man sie genau kennen. Das gilt für dich als Landwirt besonders bei Krankheiten und Schädlinge. Hier findest du eine genaue Übersicht, wie du einen Befall mit Rhizoctonia solani, der mittlerweile wichtigsten Kartoffelkrankheit, erkennen kannst.
Aber Achtung: Eine realistische Bewertung des Auftretens von Rhizoctonia-Infektionen in deinem Kartoffelfeld ist schwierig, da die ausgeprägtesten Symptome unter der Bodenoberfläche auftreten und die Auswirkungen auf den Ertrag erst bei der Ernte sichtbar werden.
Symptome und Schadbilder auf dem Feld:
Symptome und Schadbilder an der Knolle:
Rhizoctonia-Symptome an Speisekartoffeln bedeuten also: die Qualität deiner Ernte sinkt. Und nicht nur das! Wie du im Artikel erfahren hast, breitet sich der Pilz über die Knolle hin bis zu den Stängeln aus und schwächt deine Kartoffelpflanzen enorm. Das hat auch Einfluss auf deinen Ertrag. Mit Verlusten von 3 bis 8 %, in schlimmen Fällen auch zwischen 10 bis 15 % musst du leider rechnen!
Der Pilz ist so bekannt, dass sogar die von ihm verursachte Krankheit nach ihm benannt ist: Rhizoctonia solani. Ist er einmal auf deinem Feld, wirst du ihn schwer wieder los. Er greift dir regelrecht tief in die Tasche, denn von ihm infizierte Knollen kannst du kaum noch vermarkten. Wer will schon verformte Knollen mit Wachstumsrissen, Teerflecken und Löchern auf dem Teller haben? Nicht nur das. Bei Industriekartoffeln beeinflusst er die Chipsfarbe negativ und verursacht enorme Schälverluste. Und bei Pflanzkartoffeln? Die sind Überträger Nummer 1, denn schließlich sprießen aus den Teerflecken neue Sklerotien, die dann deine nächste Kartoffelgeneration befallen.
In diesem Artikel haben wir dir die verschiedenen Symptome und Schadbilder dieses Pilzes erklärt. Ein lückiger Bestand und ein ungleichmäßiger Feldaufgang sollten dich in Alarmbereitschaft versetzen. Viel kannst du dann leider nicht mehr machen, denn 99 % aller Bekämpfungsmaßnahmen finden vor und beim Legen statt. Welche das genau sind, haben wir für dich in einem anderen Artikel zusammengefasst.
Quellen:
https://www.agrarheute.com/pflanze/kartoffeln/5-massnahmen-gegen-rhizoctonia-kartoffeln-521022