Blüht bei dir auch schon alles? Es stecken bei uns schon die ersten Schneeglöckchen ihre Köpfe aus dem Boden. Endlich Frühling! Wenn dann noch die Bachstelze, oder auch der Ackermann Wipsteert unterwegs ist, dann kann geackert werden! Oder besser gesagt die Kartoffeln gelegt werden.

Noch ist es zu kalt, aber schon bald haben deine Böden die richtige Temperatur (ab ca. 8°-10°C) erreicht und du kannst die beliebten Knollen in die Erde bringen. Aber nicht nur du stehst in den Startlöchern. Pflanzgutlieferanten, Züchter und deine Kollegen konditionieren und beizen fleißig ihr Pflanzgut. Denn eine gute Vorbereitung ist alles!

So kurz vor der Saison haben wir für dich Aktuelles und Interessantes rund um das Thema gesundes Kartoffelpflanzgut zusammengestellt. Warum du jetzt an eine Knollen- oder Furchenbehandlung denken solltest und welche Tipps und Tricks wir für dich haben, erfährst du wenn du weiter liest.

Mit diesen 2 Verfahren strotzen deine Pflanzkartoffeln vor Gesundheit

Vielleicht ist es dir schon einmal passiert. Du hattest ein tolles Kartoffeljahr und eine Rekordernte! Doch beim Verkauf hast du buchstäblich in die Röhre geschaut. Abzüge wegen mangelnder Qualitäten haben deinen Mehrertrag aufgefressen. Hier ist Beizung der erste Baustein, den du in der Hand hast. Schwarzärgern bringt dich nicht weiter, dieser Artikel schon.  

Stand heute gibt es zwei Verfahren zur Pflanzgutbehandlung, mit denen du gesunde Qualitätskartoffeln erzeugen kannst.

Verfahren 1: Beizung vor/beim Legen

Die klassische Beizung hilft dir, schon von Beginn an wichtige Erreger wie Rhizoctonia solani und Dickeya Arten auszuschalten oder einzudämmen. Denn boden- und knollenbürtigen Infektionen mit Rhizoctonia solani (Weißhosigkeit/Wurzeltöterkrankheit) haben Folgen:

Die Wurzeltöterkrankheit verursacht neben Auflaufverzögerungen häufig Qualitätseinbußen durch Knollendeformationen, Sklerotien und dry-core Symptome. Es gibt mehrere Fungizide, die helfen können: Die meisten sind zugelassenen gegen Rhizoctonia solani, was auch den Haupterreger in dieser Applikation darstellt. Bei einigen hast du auch Glück und sie können laut Zulassung auch mehr. So bieten einige auch Schutz gegen Silberschorf. Diese Mittel bekommst du über die ULV-Technik vor dem Legen an die Knolle (z.B. mit einem Mantis-ULV Gerät) oder klassische direkt in der Legemaschine als Pflanzgutbehandlung.

Bakterien an deinen Kartoffeln? Was kannst du tun?

Gegen die Erwinia-Bakterien (neue Bezeichnung: Pektobakterium- und Dickeya-Arten) hast du leider nicht die Qual der Wahl, denn hier ist nur Kupfer zur Befallsreduktion zugelassen. Du kannst hier jedoch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn die zugelassenen Kupferpräparate sind mit den Standardfungiziden in der Beizung sowohl vor als auch beim Legen an der Pflanzmaschine mischbar.

Was bietet Kupfer noch? Kupfer ist ein Spurennährstoff und damit wichtig!

  1. Mit der Knollenbehandlung bringst du früh Kupfer auch als Nährstoff aus, den Pflanzen zum Wachsen dem Boden entziehen. Blattanalysen wiesen in der Vergangenheit i.d.R. nicht selten Mangel bei Bor und Kupfer auf. (Baust du auch Raps an? Dann lies hier, wie dir Kupferdüngung in Raps zu mehr Erträgen verhilft.)
  2. Gut mit Kupfer versorgte Kartoffelstauden besitzen eine höhere Frostresistenz. Kupfermangelstandorte erfrieren zuerst. Schreckgespenst sind „die Eisheiligen“.
  3. Die frühe Kupferaufnahme fördert die Lignineinlagerung, d.h. stabilere Bestände und schnellere Schalenfestigkeit.

Kleiner Tipp am Rande wenn du an der Legemaschine beizt:

Damit das Legen der Kartoffeln für dich durch verstopfte Düsen nicht zur Geduldsprobe wird, verwende am besten Düsen des Typs Hohlkegeldüse TR80-01, einen Düsenfilter mit 25 und einen Druckfilter mit 80 Maschen/Zoll!

Verfahren 2: Furchenapplikation

Die Furchenapplikation proklamiert für sich, dass ergänzend zu Rhizoctonia auch Colletotrichum und Silberschorf kontrolliert werden können. Die Technik ist anders, denn du behandelst nicht die Knolle an sich, sondern die Erde drumherum. Du schaffst also quasi eine keimfreie/krankheitsfreie Zone um die Knollen.

Laut BVL darfst du in diesem Fall nur Produkte mit Azoxystrobin verwenden. Silberschorf kontrollierst du nach Erfahrungen der Produktvertreiber gleich mit. Offiziell zugelassen sind die Produkte jedoch nur gegen Rhizoctonia und Colletotrichum.

Expertentipp:

Neben der Beizung und Furchenapplikation kannst du vor bzw. beim Legen deinen Kartoffeln noch mehr Gutes tun. Du kannst bereits vor dem Pflanzen den Knollenansatz und die Qualität der Ernte mit Pflanzenstärkungsmitteln absichern. Ja ich weiß. Es gibt viele Pflanzenstärkungsmittel, Bodenhilfsstoffe, Düngemittel und Zusatzstoffe! Die Liste ist lang, die Wirkung umstritten. Aber einige wenige Produkte z.B. auf Basis von Aminosäuren wie Supporter haben sich auch in langjährigen (amtlichen) Versuchen bewährt und signifikante Verbesserungen erzielt. Probieren geht über Studieren!

Furchenapplikation oder Beizung vor bzw. beim Legen? Es ist Geschmackssache für welchen Weg du dich entscheidest

Unsere Empfehlung für eine erfolgreiche Pflanzgutbehandlung:

  1. Plane rechtzeitig! Die klassischen Beizprodukte zur Anwendung beim oder vorm Legen unterscheiden sich in Ihrer Wirkung nach unserer Einschätzung kaum, aber die Ware muss auch rechtzeitig da sein.
  2. Achte auf die richtigen Düsen, damit der Ärger über Verstopfungen gar nicht erst eintritt! Beizen heißt auch gleichzeitig pflanzen und da willst du keine Zeit verlieren.
  3. Hast du dich bereits für die Furchenapplikation entschieden, stehen auch hier seit dem letzten Jahr nun mehrere Azoxystrobin-haltige Produkte zur Auswahl! Achte auf die Angebote der Hersteller!
  4. Welches sind gute „ergänzende“ Produkte zur Beize? Unser Tipp: nicht alles, was mit Mehrerträgen, besserer Sortierung oder besserer Qualität wirbt, kann das auch halten. Also prüfe, wer sich bindet, damit der Erfolg auch eintritt und sich in besseren Qualitäten und Erträgen widerspiegelt.

Willst du mehr über Kartoffelschutz erfahren? Dann lies unseren Artikel Kartoffelschutz rund ums Jahr: Krankheiten, Unkräuter, Insekten und Keimhemmung.