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Hilfe meine Birnen sind schwarz! So erkennst und bekämpfst du die Ursache

Geschrieben von Team Obstbau | Donnerstag, 1.8.2019

Eigentlich soll sie grün, rötlich gesprenkelt oder gelb sein, aber nicht schwarz! Stehst du in deiner Anlage und erblickst schwarz gefärbte Birnen, so geht die Suche los. Ist es Schorf? Denn nicht nur der Apfel kann Schorf bekommen. Birnenschorf erkennst du an großen schwarzen, teilweise auch kleinen braunen bis schwarzen Flecken an deinen Früchten. Zudem können auch verkorkte Risse deine Birnen verunstalten, wenn sie von Schorf befallen sind.

Oder siehst du einen schwarzen Film auf deinen Früchten? Dann lenke dein Augenmerk auf die Blätter. Sind sie klebrig und kräuseln sich? Dann hast du es hier nicht mit dem Schorfpilz zu tun, sondern mit einem kleinen Insekt, dass mittlerweile nicht nur am Bodensee zu dem bedeutendsten tierischen Schaderreger im Birnenanbau gehört. 

Er hört auf den Namen Gemeiner Birnblattsauger (Cacopsylla, Syn. Psylla pyri) und tritt in drei Arten auf - Großer Birnblattsauger (Cacopsylla pyrisuga), Gemeiner Birnblattsauger (Cacopsylla pyri) und Gefleckter (Kleiner) Birnblattsauger (Cacopsylla pyricola). Der Gemeine Birnblattsauger ist in diesem Fall wirklich der Gemeinste von den Dreien, denn er verursacht die größten Schäden.

Dieser Schädling verdreckt deine Birnen so stark, dass der Handel sie gar nicht erst annimmt. Und dann stehst du da. Wäre das nicht schon schlimm genug, soll er die Phytoplasmosekrankheit „Birnenverfall“ übertragen. Du merkst, es handelt sich hier um ein Insekt der ganz üblen Sorte.

Täterbeschreibung Birnblattsauger

Mit welchem Täter hast du es hier zu tun? Dieser geflügelte Verbrecher ist nur knapp einen halben Zentimeter groß und kann springen. Und er legt Eier. Viele Eier, aus denen kleine orangegelbe bis dunkelbraune Larven schlüpfen! 3 bis 4 Generationen können es pro Jahr sein.

Im Frühjahr beginnt er mit seinem Überfall. Besonders gern wählt er die Sorten „Williams Christ“ und „Conference“ für seinen Anschlag aus. Steigen die Temperaturen an 2 Tagen hintereinander über 10 °C, so werden die Birnblattsauger aktiv.

Diese kleinen Banditen legen noch vor Austrieb der Knospen ihre Eier auf das Holz ab. Nun solltest du wachsam sein wie sich die erste Generation entwickelt, denn die beginnt dann im Mai mit der Eiablage der gefürchteten 2. Generation auf Blätter, Stiele und Triebspitzen.

Also denke während der vielen Winterveranstaltungen auch deine Anlage und kontrolliere deine Bäume auf möglichen frühen Befall mit Klopfproben auf überwinternde Weibchen. Wie das geschehen soll, erklärt dir dein Lieblings-Obstbau-Fachberater sicherlich gern.

Ein verschmutzter Tatort weißt dir den Weg

Die Larve des geflügelten Banditen hinterlassen einen schauderhaften Tatort. Genussvoll saugen sie an Blütenbüscheln, Triebspitzen und Blättern bis sich die Blätter vor Schreck kräuseln. Und dann dieser Honigtau! Sie schwimmen regelrecht in einem Honigtau-Pool, und freuen sich über ihren selbst produzierten Sonnenschutz.

Leider baden auch Rußtaupilze mit, die deine Birnen, aber auch deine Blätter und Triebe unappetitlich schwarz färben. Das war’s dann mit leckeren Birnen für den LEH. Alles verdorben und hin.

In den roten Kreisen sind die Birnblattsaugerlarven zu erkennen, wie sie im Honigtau schwimmen. Der blaue Kreis zeigt gleichzeitig ein erwachsenes (adultes) geflügeltes Tier. In den beiden gelben Kreisen kannst du die Eier des Birnblattsauger sehen, wenn du ganz nah ran gehst, denn sie sind nur ca. 2 mm groß.

Insbesondere der „Gemeine Birnblattsauger“ legt die Eier eher zufällig, bzw. schnurartig in einer Linie oder entlang der Mittelrippe des Blattes ab. Häufig kannst du die Eier auf auf der Blattoberseite finden. Der „Große Birnblattsauger“ legt dagegen seinedie Eier eher in einem Haufen bzw. einem Spiegel ab.

Auf dem linken Bild siehst du eine Birnblattsaugerlarve auf einem Blatt, geschützt durch den Honigtau, den die Larve selbst produziert hat. Rechts krabbelt ein adulter Birnblattsauger auf einer jungen Birnenfrucht kurz nach der Blüte. Oben auf der Blüte kannst du eine Larve sehen, die sich gerade gehäutet hat.

Hast du jetzt noch keine Polizei in Form eines Nützlings oder Insektizids an den Tatort geschickt, so solltest du dies schleunigst tun. Sonst stehst du in einem Jahr wieder in deiner Anlage und siehst dich mit Triebverkahlung, geringem Blütenknospenansatz und Kleinfrüchtigkeit konfrontiert. Das willst du sicher nicht.

So schützt du deine Birnenanlage vor einem Angriff

Dreh den Spieß doch mal um. Birnblattsauger können auch eine leckere Beute sein. Natürlich nicht für dich. Aber die Große Blumenwanze (Anthocoris nemoralis) findet unseren Banditen unheimlich lecker. Eine Blumenwanzelarve kann bis zu 1000 Birnblattsaugereier verspeisen!

Leider wohnt die Blumenwanze nicht direkt in deiner Anlage, sondern muss sich erst zu ihr auf die Reise begeben, so dass der Schaden schon entstanden sein kann. Je nach Befallsstärke kannst du auf deinen Nützling warten, oder selbst aktiv werden.

Bevor du jedoch anfängst selbst auf Birnblattsaugerjagd zu gehen, solltest du dir sicher sein, dass das auch nötig ist. Die FAW Wädenswil hat eine wirtschaftliche Schadschwelle festgesetzt, an der du dich orientieren kannst:

Kontrollzeitraum Vor- bis Nachblüte: 30 - 50% befallener Blütenbüschel (Kontrollumfang: 5 x 50 Blütenbüschel).

Ist sie überschritten, kannst du ein Insektizid z.B. mit Spirodiclofen verwenden. Fährst du eine integrierte Strategie oder bist du Bio-Anbauer, kannst du Produkte mit Kali-Seife oder formuliertes Kaliumhydrogencarbonat gegen den Birnblattsauger einsetzen.

Diese zwei Wirkstoffe sind nicht rückstandsrelevant, was der LEH sehr begrüßen wird. Bei dem formulierten Kaliumhydrogencarbonat handelt es sich um mit Netz- und Haftmitteln aufgepepptes Backpulver. Aber Achtung! Willst du Geld sparen und kaufst bei Aldi den kompletten Backpulvervorrat leer, so wird dir das nicht viel nützen. Denn wenn es überhaupt ordentlich auf den Insekten und Larven landet, so wird es rucki zucki beim ersten Regen wieder abgewaschen. Dafür lohnt sich das mühsame Tütchen aufreißen nicht.

Bei beiden Produkten solltest du mit ganz viel Wasser arbeiten. Tropfnass sollte es sein, oben wie unten auf den Blättern. Die Wirkstoffe lösen dann den Honigtau und zusammen mit der Sonne trocknet die Spritzbrühe die Larven aus. Optimal für diese Behandlung ist ein später Vormittag mit viel Sonnenschein aber keinen Temperaturen über 30°C. Achtest du vor deiner Spritzung noch darauf, dass die Blätter ganz trocken sind, ist die Gefahr von Blattschäden am geringsten, jedoch nicht immer ganz auszuschließen.

Der Honigtau ist verdunstet, die Larven trocknen aus, der Kampf ist gewonnen

Der Birnblattsauger ist erlegt: Birnen, Erzeuger und LEH freuen sich

Wenn dir das nächste Mal springende, braun gestreifte Insekten mit Flügeln in deiner Birnenanlage begegnen, sei alarmiert! Deine Ernte und sogar dein gesamter Baumbestand sind in Gefahr!

Du kennst jetzt den Täter, der deinen Birnen an den Kragen will. Du weißt wie er aussieht und wie du ihn bekämpfen kannst - mit konventionellen als auch mit biologischen Mitteln. Denk immer dran, der frühe Obstbauer fängt den Sauger.

Was sonst noch so deine Birnen bedrohen kann, liest du bald in einem anderen Artikel.

 

Weitere interessante weitere Quellen:

http://www.kob-bavendorf.de/Service/schaedlinge-und-krankheiten/schaedlinge/gemeiner-birnblattsauger

https://www.ages.at/themen/schaderreger/birnblattsauger/tab/1/

http://www.sopra-acw.admin.ch/d/psy.php

https://www.certiseurope.de/details/productpage/product/kumarr-1/#skip-content