Veröffentlicht am Donnerstag, 29.7.2021
12 Profi-Maßnahmen wie du Rhizoctonia solani bekämpfen kannst
Wie schön, die neuen Pflanzkartoffeln wurden gerade angeliefert. Bigbag für Bigbag leert sich ins Lager. Ich pack mir einen großen Eimer voll Kartoffeln und beginne mein Muster zu waschen. Mal sehen wie die Qualität so aussieht. Da sind aber einige Knollen, bei denen ich die schwarzen Flecken nicht abwaschen kann. Rhizoctonia solani lässt grüßen! Max. 5 Prozent Rhizoctonia-Befall der Pflanzkartoffeln sind erlaubt im konventionellen Anbau, aber jetzt habe ich schon die ersten befallenen Knollen gefunden in meinem kleinen Muster. Für den Fall, dass die Krankheit ausbrechen sollte, was kann ich denn gegen sie unternehmen?
Stehst du schon auf deinem Kartoffelacker und fragst dich, ob du Rhizoctonia in deinem Bestand hast? Mit unserem Artikels "So erkennst du als Fachmann Rhizoctonia solani in Kartoffeln zweifelsfrei" kannst du anhand der Schadbilder die Krankheit zweifelsfrei identifizieren. Was du sie dann bekämpfen kannst, liest du in diesem Artikel.
12 Maßnahmen gegen Rhizoctonia solani
Das Schlechte vorweg: Tummelt sich bereits Rhizoctonia solani auf deinem Feld, kannst du gegen die Krankheit nichts mehr tun. Lediglich Punkt 8: Rechtzeitige Ernte kann dich noch vor großem Schaden bewahren. Deshalb ist es bei dieser Krankheit besonders wichtig, schon vor dem Legen aktiv zu werden. Je nachdem ob du rein ökologisch oder rein konventionell wirtschaftest, stehen dir verschiedene Maßnahmen zur Bekämpfung zur Verfügung.
Ackerbauliche Maßnahmen:
- Augen auf beim Pflanzgutkauf: Seit einigen Jahren gibt es eine vorgeschriebene Mindestnorm für von Rhizoctonia befallene Pflanzkartoffeln. Bist du konventioneller Kartoffelanbauer dürfen nur max. 5 % deiner Pflanzkartoffeln Rhizoctoniabefall aufweisen. Dabei darf die Befallsstärke an den Knollen 10 % nicht übersteigen. Wirtschaftest du rein ökologisch ist die Befallsstärke egal und es dürfen sogar bis zu 20 % der Ware befallen sein. Da dies jedoch nicht offiziell vorgeschrieben ist, sondern sich die Erzeuger dieses Ziel selbst auferlegt haben, kann es schon mal sein, dass du nachher mehr als 20 % Rhizoctonia in deinem Pflanzgut hast. Nach Lieferung der Pflanzkartoffeln solltest du die Säcke und Gebinde ausleeren, die Etiketten aufheben und ein Muster (optimal sind 100 Knollen) waschen. Sind zu viele Kartoffeln mit Teerflecken oder Dry-core-Symptomen befallen (oder auch mit Nass-Fäule), solltest du den Lieferanten informieren.
- Vorgekeimt ist die halbe Miete: Lässt du deine Pflanzkartoffeln vorkeimen, tust du dir nicht nur hinsichtlich eines verringerten Rhizoctoniabefalls Gutes. Deine Kartoffeln laufen schneller auf, können Unkraut besser unterdrücken und sind beim Auftreten von Krautfäule oder des fiesen Kartoffelkäfers der empfindlichen Phase schon entwachsen. Durch das Vorkeimen bilden die Pflanzkartoffeln weniger Keime, was wiederum die Stängelanzahl reduziert und zu wenigeren aber dafür dickeren Knollen führt. Und zu guter Letzt gilt Vorkeimen als wichtigste Maßnahme zur Ertragssicherung. Das LTZ Augustenberg spricht hier sogar von 10-20 % Mehrertrag, die dir das Vorkeimen bringt.
Jedoch ist es sehr wichtig, dass du die Keime beim Legen nicht beschädigst. Abgebrochene Keime bilden die Eintrittspforte für Krankheiten wie Rhizoctonia und Erwinia. Die Kartoffeln können je nach Sorte auch ihre Triebkraft verlieren und nur noch vereinzelt auflaufen! Rollböden oder Bänderlegemaschinen sind für vorgekeimtes Saatgut super geeignet. - Sorgfältige Bodenbearbeitung ist das A & O:
Unser Pilz liebt totes Pflanzengewebe. Deshalb versuche, ein schnelles Zersetzen von Ernterückständen zu fördern. Auch Dung bzw. Mist aus dem Herbst sollte vor dem Legen nicht mehr vorhanden sein. Du solltest deine Kartoffeln in einen lockeren und durchlüfteten Boden legen und Bodenverdichtungen so weit es geht vermeiden. Das LTZ Augustenberg hat herausgefunden, dass sowohl schlecht gehäckseltes und verrottetes Roggen- und Maisstroh als auch viel Unkraut den Knollenbefall mit Rhizoctonia vergrößert. Damit das Stroh schnell verrottet, bearbeite schwere und mittelschwere Böden nicht wenn sie nass sind. Denn ohne Sauerstoff keine Rotte. - Durchwuchskartoffeln beseitigen: Durchwuchskartoffeln sind Wirt Nummer 1 bei Rhizoctonia. Kämpfe besonders eifrig gegen die Durchwuchskartoffeln, wenn dein Kartoffelfeld vorher stark befallen war. Und am besten das Unkraut gleich mit. Das wirst du übrigens am besten los, wenn du direkt nach Kartoffeln Mais anbaust und dann am besten die nächsten 2-3 Jahre keinen Mais mehr. Warum liest du in Tipp 5.
- Anbaupausen sind wichtig: Mindestens 3-4 Jahre Zeit solltest du dir lassen, bevor du auf dem Feld wieder Kartoffeln anbaust. Auch Mais, Zuckerrüben, Luzerne und Kleegras in der Fruchtfolge sind nur sehr bedingt zu empfehlen, da Rhizoctonia sich hier super wohlfühlt wie viele Versuche gezeigt haben. Hast du Felder mit hohem Drahtwurmbefall? Dann vermeide auch hier das Legen von Kartoffeln, denn hier ist das Risiko für Lochfraß und „Dry-core“ ähnlichen Symptomen besonders hoch. Vielleicht denkst du, du kannst diesen Teil einfach außer Acht lassen, wenn du regelmäßig deine Pflanzkartoffeln mit den gängigen Rhizoctonia-Beizen behandelst? Falsch gedacht! Denn eine zu enge Fruchtfolge erhöht den Pilzdruck im Boden immer weiter, da kann die Beize zu Beginn noch so gut wirken, am Schluss infizieren sich deine Knollen doch.
- Die richtige Zwischenfrucht: Du suchst die optimale Zwischenfrucht gegen Rhizoctonia? Dann nimm Ölrettich! Auch hier hat das LTZ Augustenberg fleißig Versuche durchgeführt. Noch empfehlenswert sind Ölrettich-Mischungen mit Rauhafer oder auch Öllein, wobei letztere sogar den geringsten Anteil an Dry-core-Knollen aufwies. Denke auch hier an eine gute Bodenbearbeitung. Also Gründüngung früh säen, und nach dem Winter ordentlich zerkleinern und mulchen.
- Auflaufen - Je schneller desto besser: Bediene dich aller Maßnahmen, die ein schnelles Auflaufen der Knollen fördern. Natürlich gehört dazu das Vorkeimen (wie in Punkt 2 erwähnt). Weitere Tipps zum schnellen Auflaufen findest du weiter unten im Abschnitt „So minimierst du Rhizoctonia-Befall beim Legen“.
- Rechtzeitige Ernte: Das Kraut ist abgestorben? Dann solltest du nicht mehr lange mit der Ernte warten. Spätestens 3 Wochen nach der Krautbeseitigung solltest du damit beginnen, natürlich erst wenn die Schale fest genug ist. Denn wenn die Kartoffeln im Boden aufhören zu wachsen, scheiden sie keine flüchtigen Stoffe mehr aus, die die Bildung von Sklerotien verhindern. Je länger die Kartoffeln nach dem Abreifen des Krautes im Boden verbleiben, desto mehr Teerflecken zeigen die Knollen und desto wahrscheinlicher ist das Auftreten von Dry-core-Symptomen. Durch eine zeitige Ernte verhinderst du also zum Einen die Infektion der jungen Knollen und zum Anderen findet der Pilz keine Nahrung mehr und kann sich im Boden nicht weiter ausbreiten.
So minimierst du Rhizoctonia-Befall direkt beim Legen: - Nicht zu früh legen: Je länger deine Kartoffeln brauchen, um durch die Erdoberfläche zu stoßen, desto größer ist das Risiko eines Rhizoctoniabefalls. Sorge für ein schnelles Auflaufen zum Beispiel durch bereits vorgekeimte Kartoffeln. Denn die wachsen bereits ab 5°C, nicht vorgekeimte Knollen jedoch erst bei knapp 10°C Bodentemperatur. Und bitte häufele die Dämme nicht zu hoch an, bevor die Kartoffeln nicht aufgelaufen sind, denn die Triebe sollen ja so schnell wie möglich aus dem Boden sprießen. Je schneller sie die Sonne sehen, desto weniger Angst musst du vor Rhizoctonia haben.
- Auch auf die Legetiefe kommt es an: Je tiefer du die Knollen in den Boden legst, desto kälter ist es dort auch. Wähle den mittleren Knollendurchmesser als Legetiefe, das hat sich in der Praxis bewährt. Legst du Sorten mit hoch oder tief ansetzenden Knollennest, variiere die Legetiefe um 1-2 cm.
Bekämpfen mit Pflanzenschutzmitteln: Wie kannst du mit Fungiziden helfen?
Im konventionellen Bereich hast du eine größere Auswahl, denn hier gibt es einige Fungizide, die eine gute Bekämpfungsmöglichkeit bieten.
11. Beizen schützt vor Rhizoctonia: Zum Beizen von Kartoffeln gibt es drei verschiedene Verfahren. Wähle das Verfahren, das zu deinem Betrieb passt:-
- vor dem Legen (z.B. mit dem Mafex-Gerät)
- beim Legen (siehe Bild)
- oder in der Furchenapplikation
Informiere dich gerne in unserem Blogartikel: Kartoffelbeizung 2020, denn an der Technik hat sich nichts geändert.
- Vom Verfahren hängt ab, welches das richtige Produkt für dich ist. Azoxystrobin ist der Wirkstoff für die Furche (z.B. unser Produkt Sinstar®), die anderen Produkte können beim oder vorm Legen im Lagerhaus appliziert werden.
- Eine Übersicht der zugelassenen Wirkstoffe findest du in der Fachzeitschrift Kartoffelbau, Ausgabe 1 - 2021 oder aber bei deiner zuständigen Beratungsinstitution und natürlich im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BVL.
Im ökologischen Anbau in Deutschland und Österreich stehen aktuell (Stand Juli 21) ein Fungizid mit dem Wirkstoff Pseudomonas sp. Stamm DSMZ 13134 gegen Rhizoctonia solani zur Befallsminderung zur Verfügung, das direkt an die Knolle gebeizt oder in die Furche appliziert werden kann.
Wie kannst du mit indirekten Maßnahmen den Bestand fördern?
Krankheiten können sich immer besonders gut ausbreiten, wenn die Abwehrkräfte schwächeln. Das ist nicht nur beim Menschen so. Eine gut mit Nährstoffen und Aminosäuren versorgte Pflanze ist oft widerstandsfähiger und besser in der Lage, Krankheitserreger wie auch unseren Rhizoctonia-Pilz zu bekämpfen. Diese sogenannten Pflanzenstärkungsmittel und Bodenhilfsstoffe stärken die Wurzeln und fördern nützliche Bakterien und Pilze im Boden, das eine mehr das andere weniger, je nach Mittel.
12. Pflanzenstärkungsmittel, Bodenhilfsstoffe, Bakterien & Co: Gegen Rhizoctonia solani können biologische Produkte mit dem Bacillus subtilis und Pseudomonas spp. an die Kartoffeln vor dem Legen gebeizt werden. Ob die Mittel Erfolg haben, hängt sehr oft von der vorherrschenden Witterung und der richtigen Anwendung der Mittel ab. Genau dann wenn Rhizoctonia besonders angriffslustig ist, nämlich bei kühler feuchter Witterung, wirken sie eher nicht. Denn die Mikroorganismen mögen es warm und feucht. Erst dann können sie sich gut ausbreiten.
Im konventionellen Kartoffelanbau kannst du deinen Kartoffeln einen extra Schub Energie mit Aminosäuren liefen (z.B. Supporter®). Viele Versuche über mehrere Jahre zeigen hier beträchtliche Qualitätsverbesserung (Stärkegehalte und Schalenfestigkeit) der Knollen. Und mehr Ertrag vor allem in der mittleren Fraktion gibt es noch oben drauf. Eine Kombination mit den Standardbeizen ist ohne Weiteres möglich. Einen Versuch ist es allemal wert. 😉
Vor dem Legen beginnt die entscheidende Schlacht gegen Rhizoctonia solani
Die meisten Krankheiten wie Krautfäule und Schädlinge wie z.B. den Kartoffelkäfer kann man auf dem Feld bekämpfen. Beim Pilz Rhizoctonia solani ist es dann bereits zu spät. In diesem Artikel haben wir dir 12 Maßnahmen zusammengestellt, die dich im Kampf gegen die Wurzeltöterkrankheit, wie man Rhizoctonia solani auch nennt, unterstützen. Der Kampf beginnt schon ganz früh mit der richtigen Fruchtfolge, optimal gewählte Zwischenfrüchte und dem Verhindern von Durchwuchskartoffeln. Die eigentliche Schlacht führt über gesundes Pflanzgut und sorgfältige Bodenbearbeitung. Vorkeimen bringt dich ebenfalls einen entscheidenden Schritt weiter. Auch beim Legen gibt es ein paar Tipps, die du beherzigen solltest.
Den größten Schutz bietet dir eine fungizide Beize beim Legen oder vorab auf dem Rollentisch beim Sortieren im Lager. Indirekte (oder ergänzende) Maßnahmen wie mehrjährig geprüfte Pflanzenstärkungsmittel geben deinen Knollen den letzten Kick Widerstandskraft und sorgen zusätzlich für bessere Qualitäten und Erträge.
Wenn du denkst, beizen allein reicht doch aus, wiegst du dich in trügerischer Sicherheit. Da der Pilz viele Jahre im Boden überdauern kann, hat eine zu enge Fruchtfolge einen höheren Einfluss auf die Knollenqualität als befallenes Pflanzgut. Nur eine ausgewogene Kombination aller 12 Maßnahmen helfen dir im Kampf gegen Rhizoctonia.
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Quellen:
https://www.agrarheute.com/pflanze/kartoffeln/5-massnahmen-gegen-rhizoctonia-kartoffeln-521022
Versuchsbericht 2020: Rhizoctoniabekämpfung im ökologischen Kartoffelbau, LTZ Augustenberg
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