Endlich! Die ersten warmen Tage sind da. Die Sonne scheint, die Windräder auf den Feldern drehen nur langsam ihre Kreise, es ist perfektes Ausflugswetter. Und genau jetzt solltest auch du dich nach draußen begeben und deiner Gelbschale einen Besuch abstatten.
Am Feldrand geparkt wanderst du Richtung gelbem Fleck in der Landschaft. Schon von weitem kannst du erkennen, dass dein aufgestelltes Schaumbad scheinbar gefallen gefunden hat. Lauter schwarze Pünktchen liegen am Grund. BEFALL!!! Auf die Spritze, fertig los!
Doch halt! Der schlaue Landwirt guckt erst einmal, was genau sich da in welcher Anzahl so zum Plantschen versammelt hat. Wie du deine Rüssler-Badegäste zweifelsfrei auseinander hältst, erfährst du hier.
Und was sich sonst noch so im kühlen gelben Nass tummelt sind Rapsglanzkäfer, Rapserdflöhe, Kohlrübenblattwespe.
Das Bekämpfen ist übrigens erst ab einer gewissen Anzahl an Feinden erlaubt und auch dann erst wirtschaftlich. Welche Schadschwelle erreicht sein sollte, erfährst du in diesem Artikel.
Der Rüssler macht es dir nicht leicht. Manchmal dauert der Zuflug nur wenige Tage an und bist du nicht genau zu diesem Zeitpunkt an deiner Gelbschale gewesen, kannst du oftmals nur noch in die Röhre schauen. Vorausgesetzt du hast überhaupt deine Gelbschalen aufgestellt.
Die Form der Gelbschale ist reine Geschmackssache, meinst du? Nicht ganz. Ich habe gelernt, dass man die eckige Gelbschale zur Aussaat einsetzt und die Runde im Frühjahr. Warum? Die runde Gelbschale wächst zusammen mit deinem Raps an einem Besenstiel oder einer Stange einfach mit in die Höhe, während die eckige gut zwischen den gerade auflaufenden Rapspflänzchen platziert werden kann. Bei der eckigen Variante ist das Mitwachsen deutlich komplizierter. Da musst du schon ein versierter Tüftler sein (siehe Bild), damit das Ding verstellbar ist und auch bei Wind nicht umkippt.
Wie und vor allem wo du die Gelbschale übrigens richtig aufstellst, haben wir dir in unserem Artikel „Rapsschädlinge im Anflug: So wird die Gelbschale richtig aufgestellt!“ beschrieben.
Richte dir am besten zum Aufstellen der Gelbschalen im Frühjahr eine Erinnerung auf deinem Handy ein. Mitte Februar ist optimal. Im Herbst solltest du direkt beim Auflaufen des Rapses deine Gelbschalen auf dem Acker platzieren und bis Ende Oktober nicht mehr aus den Augen lassen.
Möchtest du nicht immer selbst alle deine Gelbschalen abklappern? Natürlich könntest du die auch mit einer Drohne abfliegen oder Kameras installieren, wenn du eher technikaffin bist. Oder du schaust einfach regelmäßig bei den Monitoringseiten vorbei, die es so gibt.
Die Landwirtschaftskammern in Österreich bieten ihren Ackerbauern eine schöne übersichtliche Befallskarte aller Rapsschädlinge im Frühjahr und Herbst an. Link (extern)
In Deutschland hat Rapool ein tolles Monitoring aufgebaut. Da kannst du auch selbst aktiv werden und deinen Befall melden. Kostenlose Gelbschalen gibt es noch obendrauf, was will man mehr. 😊Link zur Rapool-Monitoringseite (extern)
Zudem bieten viele regionale Landwirtschaftskammern, das AELF Bayern etc. auch in der Saison ihre eigenen Schädlingswarndienste an.
Wie du die einzelnen Rüssler voneinander unterscheidest, liest du in unserem Blogartikel "Rüssler im Anmarsch: Darum solltest du deine Gelbschale schon im Februar aufstellen". Dass du die Rüsslerbande in deiner Gelbschale auseinanderhalten kannst, ist auch sehr wichtig, denn je nachdem um was es sich für einen Rüssler-Kollegen handelt, musst du sofort reagieren oder hast noch ein bisschen Zeit. Schwimmt der Große Rapsstängelrüssler in deiner Gelbschale oder später auch die Kohlschotenmücke, muss du deine Behandlungsstrategie an ihnen ausrichten. Sie können deinem Raps am meisten Schaden zufügen.
Im Netz kannst du ganz unterschiedliche Schadschwellen finden. Oft sind sie sogar von Region zu Region verschieden und berücksichtigen oft noch die Bestandsqualität (wüchsig oder schwach). Unsere Schadschwellen richten sich an der guten fachlichen Praxis aus: an Gelbschalen mit Gitter. Bitte lass beim Aufstellen nicht einfach das Gitter weg. Hummeln, Bienen & Co. finden die gelbe Schale nämlich auch gut. Aber genau die möchtest du nicht in deiner Gelbschale finden, denn sie sollen lieber die Blüten bestäuben. Deshalb immer mit Gitter!
Bevor du die Spritze rausholst, lauf noch einmal in deinen Bestand und zähle die Rüssler auf den Pflanzen. Findest du 3 Große Rapsstängelrüssler auf 25 Pflanzen sollten bereits die Alarmglocken bei dir schrillen. Wohingegen bei 3 lumpigen Gefleckten Triebrüsslern noch nicht mal ein klitzekleines Glöckchen bimmeln sollte. Hol die Lupe raus, denn hier kannst du Zeit und Kosten sparen!
Das Mittel der Wahl gegen Rüssler sind Pyrethroide der Klasse 2, oder das Klasse 1 Phyrethroid Ethofenprox. Kommt im Frühjahr noch der Rapsglanzkäfer dazu, bist du mit diesem Wirkstoff zusätzlich auf der sicheren Seite, denn du kannst hiermit gleich 2 Käfer auf einmal bekämpfen. Das einzige zugelassene Mittel der Wahl heißt hier Trebon 30 EC. Alle Insektizide solltest du natürlich nur nach dem täglichen Bienenflug einsetzen und nur auf trockene Bestände ausbringen.
Zudem ist es strategisch clever, das Wetter im Auge zu haben und den richtigen Angriffszeitpunkt zu planen. Wenn z.B. 3 Tage Schönwetter angesagt ist, solltest du nicht gleich die Spritze rausholen, sondern ein paar Tage abwarten, damit du dann auch den gesamten Zuflug erwischst.
Als ökologisch wirtschaftender Betrieb hast du leider nicht so viele Bekämpfungsmöglichkeiten gegen die Rüsslerbande wie ein konventioneller Anbauer. Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Azadirachtin sind leider im Raps nicht zugelassen. Da kannst du dich nur noch an räuberische Laufkäfer, Spinnen oder Schlupfwespen wenden.
Oder du versuchst es bereits vor der Aussaat mit vorbeugenden Maßnahmen.
Auf deinen Raps haben es viele Schädlinge abgesehen. Nach dem Winter hast du es als erstes mit dem Rüsselkäfer zu tun. Leider nicht nur mit einem einzigen, drei verschiedene Rüssler fliegen nacheinander in deine Rapsbestände. Der Schwarze Kohltriebrüssler "beglückt" deine Rapspflänzchen sogar schon im Herbst, aber in den meisten Regionen in Deutschland und Österreich hat er sich noch nicht blicken lassen.
Die ersten warmen Tage locken Rüssler Nr. 1, den Großen Rapsstängelrüssler, aus seinem Winterquartier hervor. Verpass seinen Zuflug nicht, sonst läufst du blind ins Verderben. Nach dem braunen Güllesilvester sollten deine Augen nun in ein sonniges Gelb blicken: Die Gelbschalen. Ob eckig oder rund, dieser Beobachtungsposten sollte zum festen Bestandteil deines Rapsschlags gehören. Denn ohne diese Falle kannst du die Schadschwelle nicht ermitteln, bei der du tätig werden musst im Kampf gegen die Rapsschädlinge.
In diesem Artikel hast du nicht nur die Vorteile der runden und eckigen Gelbschale kennen gelernt. Wir haben dir auch die Schadschwellen der 4 Rüssler vorgestellt. Wie du sie bekämpfst, steht auch dabei. Und solltest du rein ökologisch Raps anbauen, so haben wir dir ein paar Maßnahmen herausgesucht, wie du den Rüssler (hoffentlich) fernhalten kannst.
Denk dran: Rüsslerbekämpfung fängt bei der Gelbschale an. Viel Erfolg!
Quellen:
https://www.pflanzenkrankheiten.ch/schaedlinge/ackerbau/ceutorhynchus-assimilis
https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/pflanzenschutz/pdf/jahresbericht-2014.pdf
https://pflanzenschutzdienst.rp-giessen.de/ackerbau/pflanzenschutzempfehlungen-ackerbau/winterraps/herbst/schwarzer-kohltriebruessler/
https://www.isip.de/isip/servlet/resource/blob/303352/23585765aaba6c69b0f783962bfef31b/steckbrief-rapsschaedlinge-data.pdf
https://www.rapool.de/index.cfm/article/000236.html