Nun ist es passiert! Rebenperonospora, dieser fiese Endoparasit hört auch auf den Namen Falscher Mehltau, hat sich in deine Reben geschlichen und fängt an sein Unwesen zu treiben. Nun heißt es für dich: auf in den Kampf!
In unserem Artikel "Ölige Flecken auf Weinblättern? So erkennst du Falschen Mehltau bzw. Peronospora im Wein" hast du den Lebenszyklus des Pilzes und die optimalen Bedingungen für eine Infektion mit Falschen Mehltau kennengelernt. Nun musst du dir eine Bekämpfungsstrategie für deinen Weingarten zurechtlegen. Wir haben für dich 6 Tipps zusammengestellt, die dich dabei unterstützen sollen.
6 Tipps, wie du Peronospora bzw. Falschen Mehltau wieder los wirst
- Der richtige Zeitpunkt ist alles!
Achte auf die gefährlichste Phase in dem deinem Weingarten, damit dich die Peronospora nicht überrollt! Diese Phase ist von Mitte April bis Juni. Setzt du die Applikationen gegen Falschen Mehltau zu spät oder wählst du die Spritzintervalle zu weit, hast du das Spiel gegen die Peronospora schon verloren. Welche Mittel du gegen diesen Pilz einsetzen kannst, findest du für Deutschland schön aufbereitet in dieser Datenbank.
- Warnungen, Prognosemodelle, Kontrolle
Für die richtige Setzung der Spritzungen achte einerseits auf die amtlichen Warnmeldungen und nutze auch Prognosemodelle, wie z.B. Vitimeteo Plasmopara für Deutschland und für Österreich. Eine Kombination aus Warnmeldungen und Prognosemodelle ist natürlich am besten. Aber verlasse dich nicht nur darauf, sondern kontrolliere deine Anlagen selbst auf möglichen Befall!
- Trockene oder feuchte Region bei der Bekämpfung unterscheiden
Ein nicht zu unterschätzender Schlüsselfaktor ist auch die Region, in der du deinen Weinbau betreibst. Hierbei wird zwischen Trocken- und Feuchtgebiet unterschieden:
- In niederschlagsarmen Gebieten kannst du deine ersten gezielten Bekämpfungsmaßnahmen gegen Peronospora meist mit Anfang Juni starten. Leider bestätigen Ausnahmen die Regel, siehe die Jahre 2008 und 2010. In diesen Jahren war das Ausmaß des Peronospora-Befalls verheerend.
- Mit Erstinfektionen in niederschlagsreichen Gebieten kannst du schon ab Mitte April, rechnen.
- Bei der Wahl der Mittel setzt du am besten auf Kombinationspräparate, bestehend aus Belagskomponente (z.B. Dithianon, Folpet, Kupferhydroxid) und systemischer Komponente. Sehr effektiv sind die Kombinationsprodukte die „Phosphonat“ beinhalten. Im Bio-Anbau sind diese Produkte aber zurzeit nicht einsetzbar.
Praxistipps für Phosphonate: Es gibt Produkte, die neben anderen Inhaltsstoffen auch Phosphonate beinhalten oder aber Solo-Phosphonate mit Belagsmittel. Wichtig: Ein einmaliger Einsatz von Phosphonat-Präparaten bringt nichts! Diese Produkte müssen mindestens zwei- bis dreimal im Block appliziert werden, um den Zuwachs richtig zu schützen! Behandlungsintervalle auch nach Triebwachstum wählen!
- Wähle die richtigen Behandlungsintervalle
Des Weiteren musst du darauf achten, dass vor allem zum Zeitpunkt der Blüte die Gescheine mit entsprechender Menge an Spritzbelag geschützt sind. Entweder machst du einen zusätzlichen Spritzdurchgang in diesem Bereich oder du verkürzt einfach die Intervalle. Hierbei wird natürlich auch wieder zwischen Feucht- und Trockengebiet unterschieden und zusätzlich musst du auch das Triebwachstum und die Witterung berücksichtigen.
Behandlungsintervall Trockengebiet: 12 – 14 Tage
Behandlungsintervall Feuchtgebiet: 7 – 10 Tage
Zudem hängt das Behandlungsintervall auch von den Produkten ab, die du einsetzen kannst oder willst. Verwendest du das volle Sortiment mit tiefenwirksamen Produkten in der kritischen Zeit, so reichen die obigen Behandlungsintervalle meist aus.
Die Behandlung nur mit Belagsmittel wie im Bio-Anbau mit Kupfer, erfordert exaktere Terminierung und meist auch Zwischenbehandlungen bei starkem Infektionsdruck. Um diesen Infektionsdruck zu erkennen helfen Computermodelle wie z.B. die von Vitimeteo (siehe oben) enorm.
- Vorbeugen bei Blüte und jungen Beeren
- Führe ab dem Zeitpunkt „Blütebeginn“ und bei abgehender Blüte (80% der Blütenkäppchen sind abgeworfen) unbedingt eine vorbeugende Peronospora-Behandlung durch, denn die jungen Beeren sind sehr anfällig!
- Bei feuchtwarmen Witterungsverhältnissen und dem Vorhandensein von Ölflecken musst du die Behandlungen strikt fortführen bzw. die Spritzintervalle enger setzen.
- Bist du einem starken Infektionsdruck in deinem Weingarten ausgesetzt, plane unbedingt eine Applikation in die Vollblüte ein.
- Nicht nachlassen!
Hast du den Zeitraum der Blüte gesund halten können? Wenn ja, dann läuft es für dich wie geschmiert! Jetzt kannst du, je nach Peronospora-Druck, entweder mit Kombinationsprodukten („Kontakt+Systemisch“) deine Anlagen weiter behandeln oder auch auf reine Belagsmittel umsteigen. Eine sehr effektive Kombination sind Kupferhydroxid plus formuliertes Kaliumhydrogencarbonat. Diese haben den großen Vorteil, dass sie nicht resistenzgefährdet sind!
Peronospora besiegt, gesund in den August!
Wenn du es geschafft hast, deine Anlagen – vom Stadium „Schrotkorngröße“ bis Anfang August – frei von Peronospora zu halten, bist du am sicheren Ufer angekommen.
Generell stehen dir sehr gute Präparate zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus bzw. Peronospora zur Verfügung. Trotzdem musst du die richtigen Produkte zum richtigen Zeitpunkt und im richtigen Spritzintervall einsetzen, um Peronospora gezielt zu bekämpfen. „Vorbeugende Bekämpfung ist die Devise“.
Auf einen Blick: Gib Peronospora keine Chance!
Wenn du alle beschriebenen Empfehlungen und Tipps umgesetzt hast, ist es für dich ein Leichtes, eine ordentliche Peronospora-Bekämpfungs-Strategie für deinen Betrieb auf die Beine zu stellen. Nochmal im Überblick:
- Mit Peronospora bzw. „Falschem Mehltau“ ist nicht zu spaßen – die Krankheit kann zum totalen Ernteausfall führen! Du musst etwas dagegen tun!
- Dir sollte klar sein, dass Peronospora extrem hartnäckig ist und du einem Gegner gegenüberstehst, der nicht auf einen Schlag zu besiegen ist. Kenne seine Schwächen und gehe beharrlich dagegen an!
- Dein Wissen ist deine Waffe: Wähle den richtigen Zeitpunkt, beachte Warnungen, kontrolliere deine Anlagen regelmäßig. Du musst auf der Hut sein, damit Peronospora dich nicht überrascht!
- Spritzungen in den richtigen Intervallen setzen! Einmalige Behandlung reicht nicht, spritze gezielt, zum richtigen Zeitpunkt und vor allem: Vorbeugende Bekämpfung ist die Devise!
- Wurde deine Anlage von Peronospora befallen und du hast den Pilz wirksam bekämpft, musst du trotzdem dranbleiben! Peronospora ist hart im Nehmen, überwintert, und im nächsten Jahr beginnt der Kampf erneut.
Lass dich von Peronospora nicht unterkriegen! Es ist ja schlussendlich dein Ziel, Top-Traubenmaterial für einen Top-Jahrgang zu produzieren!
Ein Tipp zum Schluss, den leider nur die Österreicher umsetzen dürfen:
Hast du extreme Probleme mit Falschen Mehltau in deinen Anlagen? Eine Behandlung mit Kupfer nach der Lese zur Förderung der Holzreife reduziert auch als Nebeneffekt den Peronospora-Druck für die nächste Saison. (Achtung: Kupfer darfst du zulassungsbedingt in Deutschland leider nicht nach der Lese einsetzen)