Man erkennt gleich auf den ersten Blick, dass dieser Käfer nicht aus unseren Breiten kommt. So auffällig gestreift und mit einer - für einen Käfer - recht stattlichen Größe ist mir noch kein Insekt auf meinem Acker unter die Augen gekommen. Aber der Kartoffelkäfer ist schließlich auch nicht irgendein Käfer. Er ist der Schädling Nr. 1 in der Kartoffel. Und obwohl er nun schon fast 2 Jahrhunderte bei uns in Europa heimisch ist, ist seine Bekämpfung gar nicht so einfach.
Wir haben für dich fleißig Fachliteratur, Aufsätze und Studien gewälzt, um dir in diesem Artikel die 4 besten Tipps vorzustellen, wie du den Kartoffelkäfer sicher wieder los wirst.
In unserem Artikel „Kartoffelschädling im Fokus: Der Kartoffelkäfer fliegt wieder“ haben wir dir den Kartoffelkäfer, seine Nachkommen, Vorlieben und Besonderheiten vorgestellt. Einen Bekämpfungstipp haben wir dir auch schon gegeben: Absammeln!
Aber mal ehrlich. Absammeln wie vor 100 Jahren ist sicher eine Alternative für den kleinen Kartoffelgarten, aber bei professionellen Kartoffelanbauern wie dir? Das wäre wirklich eine Mammutaufgabe, die nicht zu bewerkstelligen ist.
Bevor du nun die Kanonen rausholst, um auf den Kartoffelkäfer-Spatzen zu schießen, bestimme doch erst einmal ob überhaupt die Schadschwelle überschritten ist. Denn vorher brauchst du nicht zu handeln.
Einige amtliche Stellen haben extra einen Kartoffelkäfer-Warndienst eingerichtet, der dich über sein Aufkommen in deiner Nähe informiert. Frag einfach mal bei deiner LWK nach. Dann gibt es noch Prognosemodelle, wie zum Beispiel SIMPLEP vom ISIP, dass ein mögliches Kartoffelkäferaufkommen prognostiziert.
Aber beide Modelle ersetzen leider nicht den persönlichen Gang über’s Feld.
Bist du Bio-Kartoffelanbauer solltest du schon bei durchschnittlich einem Eigelege oder zehn Larven je Pflanze aktiv werden. Beim konventionellen Kartoffelanbau liegt die Schadschwelle bei 15 Junglarven pro Kartoffelpflanze. Aber schau nicht nur die erstbeste Kartoffelpflanze an, sondern such dir im Feld ca. 25 verschiedene Pflanzen raus, zähle die Larven und bilde dann den Mittelwert. Vergiss nicht die Blätter auch umzudrehen, damit dir auch keine Larve entgeht.
Ist die Schadschwelle überschritten? Dann solltest du aktiv werden. Wir haben dir mal zusammengestellt, was du als konventioneller und als biologisch wirtschaftender Kartoffelbetrieb so machen kannst.
Du musst nicht immer gleich die Spritze startklar machen, um deine Felder vor Schädlingen zu beschützen.
Bist du ein ökologisch wirtschaftender Kartoffelanbauer, musst du etwas schneller sein als dein konventioneller Nachbar. Denn ist die Schadschwelle erreicht, musst du bereits frühzeitig beim Schlüpfen der L1-Larven mit der Behandlung loslegen. Die im Bio-Anbau zur Verfügung stehenden Mittel benötigen nämlich etwas Zeit, um ihre volle Wirkung zu entfalten.
Noch einmal zu Erinnerung: 1 Eigelege oder zehn Larven je Pflanze ist die Schadschwelle im Bio-Anbau.
Kartoffelkäfer sind bekannt dafür schnell Resistenzen zu entwickeln. Nutze deshalb alle 2 dir zur Verfügung stehenden Wirkstoffe. Aber bitte jede Wirkstoffgruppe nur einmal pro Saison einsetzen.
Spritze die Produkte am besten nachts oder spät abends, denn sie sind im nicht angetrockneten Zustand UV-empfindlich.
Interessantes am Rande: Hast du schon einmal von NewLeaf™ gehört? Das war die erste Kartoffelpflanze, die ihr Insektizid selbst produzieren konnte. Monsanto hatte es in den 90er Jahren geschafft, dem Genom der Kartoffelsorte NewLeaf™ das Giftgen des Bacillus thuringiensis aus Tipp Nr. 3 einzubauen. Die Pflanze konnte nun selbst den Kartoffelkäfer und seine Larven abwehren und der Landwirt hatte eine Sorge weniger. Doch die Freude bei den Abnehmern war dagegen eher verhalten. Man glaubt es kaum, aber auch in den USA ist Gentechnik auf dem Teller eher nicht gewünscht. Und so stellte Monsanto die Produktion und den Vertrieb dieser revolutionären Züchtung 2001 ein.
Beim Bekämpfen der Kartoffelkäfer ist es besonders wichtig, die Insektizidstrategie dem Entwicklungszyklus anzupassen, damit vor allem die gefräßigen L3 und L4 Larven nicht deine Bestände auffressen. Der frühe Vogel fängt hier den Wurm! Der jahrelange Einsatz einiger Produkte aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide hat regional zu einer Resistenzentwicklung geführt. Allerdings gibt es auch weitere Gruppen an insektiziden Wirkstoffen (z.B. Cyantraniliprole, Spinosad etc.), mit denen du nach wie vor gute Bekämpfungserfolge erzielen kannst. Dabei sind auch biologische Präparate (siehe Tipp 3), die auch im konventionellen Anbau eine Bedeutung erlangt haben.
Eine aktuelle Übersicht erhältst du bei den beratenden Institutionen bei dir vor Ort bzw. auf der Webseite des BVL. Im Pflanzenschutz tut sich eine Menge. Neben Resistenzen ist auch bei der Kartoffelkäferbekämpfung ein Wegfall von Insektiziden zu verzeichnen, wie beispielsweise bei den Neonikotinoiden.
Wir haben dir ein paar Bekämpfungsmaßnahmen zusammengestellt, die sich im konventionellen Kartoffelanbau bewährt haben. (Zulassungen Stand Mai 2021)
Der Kartoffelkäfer und seine Larven sind gefürchtet! In diesem Artikel hast du erfahren, wann du handeln solltest. Je nachdem ob du ökologisch oder konventionell Kartoffeln anbaust, gibt es beim Kartoffelkäfer unterschiedliche Schadschwellen. Sind die einmal überschritten, solltest du auch zügig handeln, denn der Kartoffelkäfer ist Schädling Nr. 1 im Kartoffelanbau.
Wir haben für dich intensiv recherchiert und 4 verschiedene Kartoffelkäfer-Bekämpfungsmöglichkeiten gefunden:
Willst du den Käfer zum Beispiel mit Kälte loswerden, so schau unter den physikalischen Bekämpfungsmethoden (Tipp 1) nach. Ist zum Beispiel Mulchen für dich interessant, so wirst du beim Tipp 2 fündig.
Wir waren überrascht, wie groß der Kartoffelkäfer-Leidensdruck doch sein muss. Denn wir haben wirklich viele kreative Bekämpfungsmethoden. Besonders wenn du ökologisch wirtschaftest oder auch deine Kartoffelflächen sehr begrenzt sind, so dass du nicht immer 500 m Abstand zum nächsten Feld halten kannst, gibt es neben den 2 Bio-Insektiziden auch andere Möglichkeiten, den Kartoffelkäfer erfolgreich in seine Schranken zu verweisen.
Generell empfehlen wir dir, dich mit deinen Beratern oder Empfehlungsgebern vor Ort zu unterhalten, welche Strategie am besten zu deinem Betrieb passt. Plane rechtzeitig, damit du dem Käfer und seinen Larven nicht deine Kartoffeln schutzlos auslieferst.
Möchtest du den althergebrachten, konventionellen Weg beschreiten, so achte besonders auf die Insektizide, die nicht nur gegen den Kartoffelkäfer, sondern auch gegen Blattläuse bzw. virusübertragende Blattläuse zugelassen sind. Wäge hier sorgfältig ab, ob du sie gegen den Käfer einsetzen willst/musst. Denn dann darfst du den Wirkstoff nicht mehr gegen die Läuse einsetzen. Und viele Wirkstoffe gegen Blattläuse als Virusvektoren gibt es nicht im Kartoffelbau. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel „So vertreibst du Blattläuse aus Kartoffeln und beugst gleichzeitig einem Virusbefall vor“.
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PS: Über Fragen oder Anregungen freuen wir uns natürlich auch. Schreibe einfach an blog@certiseurope.de.
Quellen:
http://www.potatobeetle.org/overview.html
https://www.lfl.bayern.de/ips/blattfruechte/072515/index.php https://www.bioaktuell.ch/pflanzenbau/ackerbau/kartoffeln/regulierung-des-kartoffelkaefers.html
https://www.pflanzenkrankheiten.ch/schaedlinge/ackerbau/leptinotarsa-decemlineata
Misener, G.C., G. Boiteau, and L.P. McMillan. 1993. A plastic-lining trenching device for the control of Colorado potato beetle: Beetle Excluder. Am. Potato J. 70: 903- 908.
Logan, P.A., R.A. Casagrande, H.H. Faubert, and F.A. Drummond. 1985. Temperature-dependent development and feeding of immature
Colorado potato beetles, Leptinotarsa decemlineata Say (Coleoptera:
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potato beetle (Coleoptera: Chrysomelidae) temperaturedependent grow
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1992. Enhancing overwintering mortality of Colorado potato
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https://www.focus.de/wissen/natur/pestizide-schlachtfeld-acker_aid_156567.html
http://nabc.cals.cornell.edu/Publications/Reports/nabc_15/15_7_2_Thornton.pdf