Vier Reiter kündigen in der Johannesoffenbarung den Weltuntergang an. Vier Schädlinge wiederum können den Untergang deines kompletten Hopfenbestandes bedeuten und halten jeden Hopfenanbauer von Mitte Mai bis Ende August auf Trab. Die Übeltäter sind hierbei sind:

Reiter #1: Die Hopfenblattlaus (Phorodon humuli)
Reiter #2: Die Spinnmilbe (Tetranychus urticae)
Reiter #3: Der Falsche Mehltau
Reiter #4: Der Echte Mehltau

Wie du die drohende Apokalypse erkennst und wie du sie erfolgreich abwendest, erfährst du in dieser Artikelreihe. Als erstes nehmen wir uns hier die erste Plage vor, die Hopfenblattlaus.

Der erste Reiter: Die Hopfenblattlaus

Noch ragen sie kahl in den Himmel: Die Gerüste und Drähte für das grüne Gold - den Hopfen. Aber bald ist es wieder soweit, dann heißt es anleiten. Keine Pflanze bei uns wächst schneller als der Hopfen! Bis zu 30 cm pro Tag kann er in die Höhe ranken. Da musst du als Hopfenbauer echt schnell sein, willst du die kräftigsten 3 Triebe zeitnah um die Drähte winden. Aber nicht nur beim Anleiten musst du dich sputen.

Steht meine Hopfensorte auf dem Speiseplan?

Phorodon humuli, wie unser erster Reiter unter Fachleuten genannt wird, ist eine von der ganz schnellen Sorte. Sind die ersten Triebe sichtbar kommen die Hopfenblattläuse zu hunderten angeflogen.

Verschont von ihnen bleibt leider keine Sorte. Sie befallen sie alle. Besonders gerne saugt die Laus an Hochalphasorten. Und besteht dein Hopfengarten vornehmlich aus Hallertauer Magnum oder Herkules, dann hast du besonders viel Pech. Diese beiden Sorten sind die erklärten Lieblinge der Hopfenblattläuse.

Wann und woher ereilt mich die Blattlausplage?

Das Verderben kommt aus der Luft. Zum Teil bereits ab Mitte Mai siedeln sich geflügelte Läuse, sogenannte Aphisfliegen, am Hopfen an. den Startschuss gibt die Temperatur. Ab 13°C geht’s los.

Dein Hopfen ist nur das Sommerdomizil dieser kleinen Biester. Den Winter verbringen sie sicher verpackt als Ei an Prunus-Bäumen, also Pflaumen, Schlehen oder Zwetschgen. Daraus schlüpft Ende März die Stammmutter. Unbeflügelt, wie sie ist, bleibt ihr der Ausflug ins Sommerresort „Hopfen“ verwehrt. Dafür vermehrt sie sich ordentlich.

Jetzt denkst du vielleicht: „Gott sei Dank, ich habe keine Pflaumen neben meiner Anlage“. Leider wärst du nur sicher, wenn das für deine Nachbarschaft im 5-1-km-Umkreis gelten würde. So weite Strecken kann solch eine Blattlaus nämlich auf ihrem Weg in den „Sommerurlaub“ zurücklegen. Meist benötigt sie jedoch nur 100 m bis sie zum Hopfen findet.

Wie schnell besiedeln Hopfenblattläuse meine Anlage? Eins, zwei, drei… Ganz viele!

Kurz: feucht-warm = extreme Vermehrung, Trockenheit mag die Hopfenblattlaus nicht!

Eine Aphisfliege gebärt bis zu 90 unbeflügelte Larven in ihrem kurzen Leben, das nur nur 3 bis 4 Wochen dauert. Pro Tag sind das bis zu 5 Babylarven. Das ist gar nicht so viel, denkst du? Dachte ich auch, aber bereits nach 10 Tagen macht jede dieser Larven wiederum ihre Mutter gleich zur Großmutter.

Da muss ich doch mal nachrechnen… Legen an Tag 1 des Monats 10 geflügelte Hopfenblattläuse 5 Larven pro Tag ab, dann macht das nach Adam Riese nach 10 Tagen schon 510 Blattläuse (die 10 geflügelten und die 500 Jungen). Und ab jetzt gebären die ersten 50 Jungen ebenfalls 250 Babylarven pro Tag. Nach weitere 10 Tagen sind auch diese Babylarven soweit und bringen ebenfalls bis zu 5 Larven pro Tag zur Welt. Damit kommen nochmals 1.250 pro Tag dazu. Das macht dann am Ende des Monats schon insgesamt 19.000 ! neue Hopfenblattläuse. Ohne die 10 vom Anfang, denn die brauchen wir nicht mehr mitzuzählen, da sie mittlerweile in die ewigen Jagdgründe eingezogen sind.

Das Aussehen der Hopfenblattlaus - Wie erkenne ich die Untiere in meinem Hopfen?
Das Unheil hat 3 Gesichter!

Kontrollierst du deinen Hopfen nach Blattläusen, kann dir unser erster apokalyptischer Reiter in drei Gestalten begegnen.

Als Aphisfliege erkennst du ihn an seinem schwarz-braunen Kopf und der ebenso gefärbten Brust. Am restlichen Körper trägt er ein helles Grün und schwebt mit durchsichtigen Flügeln über den Hopfengarten. Die Vorderflügel sind etwas größer als die Hinterflügel.

Als Larve ist er dagegen im unschuldigen weißen Gewand unterwegs. Hat er die Gestalt der Blattlaus angenommen, musst du schon ganz genau hinsehen, um ihn zu erspähen. Die Läuse sind nur 2 bis 3 mm winzig und blassweiß. Je älter sie werden, desto grüner und dunkler werden sie. Sie haben stechend-saugende Mundwerkzeuge, einen sackförmigen Körper und 6 Beinchen. An jedem Fuß sitzen zwei Krallen. Und weil die Hopfenblattlaus am Hinterteil zwei Röhrchen (Siphone) hat, zählt sie zu den Röhrenläusen. Aus diesen entlässt sie ein wachsartiges Sekret mit Pheromonen, wenn sie sich beunruhigt fühlt.

Die Schadsymptome der Hopfenblattlaus - Wie sehe ich meinem Hopfen an, dass er bereits gegen den Untergang kämpft?

 

Um das nahende Verderben zu bemerken, brauchst du zum Glück keinen Propheten. Den Befall mit Hopfenblattläusen erkennst zum einen daran, dass sich diese Untiere zu Hauf auf der Blattunterseite niedergelassen haben und ganz in Ruhe den köstlichen Saft aus dem Phloem saugen. Zum anderen wirst du vielleicht klebrig-glänzende Blätter und Dolden bemerken. Der Druck in den Siebröhren des Hopfens ist nämlich so hoch, dass die Blattlaus bei ihrem Mahl mehr Saft aufnimmt, als sie essen kann. Die überschüssige Flüssigkeit gibt sie in Form von Honigtau wieder ab.

Auf diesem Honigtau siedeln sich liebend gerne Rußtaupilze an, die eine Schwarzfärbung an den betroffenen Pflanzenteilen verursachen. Als ob es noch nicht reicht, dass die Blattläuse deinen Pflanzen den Lebenssaft mopsen und mit ihren Ausscheidungen Pilze anlocken, können sie während des Saugens auch noch den Hopfenmosaikvirus übertragen.

Die Bekämpfung der Hopfenblattlaus - Wie werde ich die Plage wieder los?

Da du nun bereits gehört hast, wie schnell sich diese Plagegeister vermehren, heißt es, schneller zu sein als die Läuse. Grundsätzlich gilt: Ab 50 Läusen pro Blatt oder ab 200 Tierchen auf einzelnen Blättern vor der Blüte solltest du mit einer Behandlung beginnen. Zur Ausdoldung soll dein Hopfenbestand Blattlausfrei sein.

Um die Plage los zu werden, stehen dir in Zukunft von ehemals 7 Mitteln nur noch 2 zugelassene zur Auswahl. Flonicamid und Maltodextrin (letzteres ist auch im ökologischen Anbau zugelassen) können deine Anlage vor der Apokalypse durch die fiesen Sauger bewahren. Natürlich kannst du auch tierische Hilfe in Anspruch nehmen. Marienkäfer, Blumenwanzen, Gallmücken oder auch Blattlausschlupfwespen helfen dir gern, sind jedoch nicht so wirkungssicher wie konventioneller Schutz. Und natürlich kannst du mit der richtigen Sorte auch viel erreichen. Aromasorten mögen die Biester eher nicht so wie die traditionellen Bittersorten.

Kurz und knapp – Der Hopfen will einmal am Tag seinen Herren sehen

Damit dich die Blattlausinvasion nicht übermannt, heißt die Devise ab Mitte Mai: Genau hinsehen. Die ersten geflügelten Blattläuse kommen bei Temperaturen ab 13°C angeflogen und vermehren sich rasant, während sie sich auf den Blattunterseiten satt saugen. Problematisch ist hierbei vor allem der abgegebene Honigtau, der den perfekten Nährboden für Rußpilze bietet. Außerdem können die Hopfenblattläuse beim Saugen den Hopfenmosaikvirus übertragen.

Welche Schädlinge und Krankheiten deinen Hopfen noch bedrohen können, liest du genau hier, in unserem Hopfen-Blog.