Gestern rief mich ein Spargelanbauer an, den ich schon seit einigen Jahren betreue. Die Spargelpflanzen in einer seiner Junganlagen haben so komische klebrig orange-braune Stellen. Was ist das bloß? „Muss ich jetzt auch Angst um meine Ernteanlagen haben?“ fragte er mich.

Ich hatte da so eine Befürchtung. Schnell sprang ich in den Wagen und machte mich auf den Weg. Vor Ort wurde meine Befürchtung Wahrheit: Spargelrost!

Was hat es mit dieser Pilzkrankheit auf sich, worauf musst du achten und wie kannst du sie bekämpfen? Das alles erfährst du, wenn du weiterliest.

Klimawandel bringt den Spargelrost in den Norden

Rost im Spargel? Wir kennen Rost normalerweise als ein Korrosionsprodukt, das entsteht, wenn Eisen mit Feuchtigkeit und Sauerstoff in Verbindung kommt. Das Metall wird dadurch von einer braunen, porösen Schicht überzogen und verliert seine langlebigen Eigenschaften.

So ähnlich ist es auch mit dem Rost im Spargel, nur geht es hier nicht um eine chemische Reaktion. Der sogenannte Spargelrost ist eine im Spargelanbau immer häufiger auftretende Krankheit, die durch den Pilz Puccinia asparagi hervorgerufen wird, der zur Ordnung der Rostpilze (Pucciniales) gehört.

Wohnst du im Norden von Deutschland, so kennst du den Spargelrost eher nur aus Büchern und Fachmagazinen. Bis vor einigen Jahren waren nur die süddeutschen und österreichischen Spargelanbauer betroffen. Inzwischen hat sich diese Krankheit aber bis in den letzten Winkel Deutschlands ausgebreitet und bedroht nun deine wertvolle Spargelernte.

Und wer ist Schuld an diesem Rost-Dilemma? Der Klimawandel! Immer wärmere und trockenere Sommer mit hohen Temperaturen und geringen Niederschlägen sind paradiesische Bedingungen für unseren Pilz. Außerdem fehlen längere Frostperioden im Winter. Und dies sind genau die Bedingungen, die für das Wachstum und die schnelle Ausbreitung des Spargelrostes förderlich sind. Nicht umsonst wird diese Krankheit auch als „Schönwetterpilz“ bezeichnet.

Der Zyklus des Spargelrosts

Spargelrost ist heimtückisch, denn wie bei jeder von Pilzen verursachten Krankheit können sich die Pilzsporen über Wind und Regen weiterverbreiten und auch angrenzende Felder infizieren.

Im Laufe der Vegetationsperiode des Spargels nimmt unser Pilz unterschiedliche Formen an. Den kalten Winter übersteht er als schwarze, dickwandige Winterspore auf bereits erkrankten Pflanzenresten im Boden. Im Frühjahr beginnt dann das muntere Sporenkeimen, das die ersten Infektionen des Jahres auslöst. Dabei freuen sich die Wintersporen nicht nur über Wärme. Ist der Frühling feucht, so musst du mit einer starken Primärinfektion rechnen. Die siehst du zunächst in den Junganlagen, da sie durch die fehlende Folienabdeckung der Dämme früh ihr Kraut ausbilden.

Schon wenige Stunden Blattnässe-Dauer reichen dem Spargelrost aus, um zu infizieren!

Schon wenige Stunden Blattnässe reichen dem Spargelrost aus, um zu infizieren!

Im Mai bilden sich dann die Sporenträger, die dann im weiteren Verlauf zu Sporenlagern werden. Diese gebären dann eine für den Rostpilz typische Sporenform: die Samensporen. Sie verbreiten sich dann überall auf der Pflanze und bilden die Sommersporen. Die Temperaturen steigen, ein Hauch Wind mit glitzerndem Morgentau und Schwupps landen die Sommersporen im benachbarten Spargelfeld. So kann sich der Rost rasend schnell innerhalb deines gesamten Bestandes ausbreiten.

Übrigens musst du dich nicht sorgen, wenn dein Nachbar nebenan Weizen gesät hat. Der Spargelrost bleibt seinem Wirt, dem Spargel, treu und wird nicht auf einmal zum Gelbrost oder so.

So erkennst du Spargelrost an deinen Pflanzen

Mit einem wachsamen Auge erkennst du den Spargelrost am durchtreibenden Spargel relativ leicht. Das Schadbild bzw. die auch ohne Lupe erkennbaren Pilzsporen unterscheiden sich deutlich von denen anderer Krankheiten im Spargel, wie z.B. der ebenfalls weit verbreiteten Laubkrankheit (Stemphylium vesicarium).

Unbeerntete Junganlagen: Im zeitigen Frühjahr zeigen sich hellgrüne, ovale Flecken am unteren Stängelbereich der (noch) grünen Spargelpflanzen. Ab Mai haben sich diese länglichen Flecken zu klebrigen, orangeroten bis dunkelbraunen Pusteln entwickelt. Die rötliche Farbe überwiegt anfangs, wird aber später in der Saison schwärzlich. Die Verfärbung kann dazu führen, dass ganze Pflanzen wie vorzeitig abgereift aussehen. Die Wurzeln und Kronen werden geschwächt, was besonders bei Jungpflanzen verheerend ist. Schwere Rostinfektionen lassen deine junge Spargeltriebe verkümmern, führen zu vorzeitigem Laubfall und erhöhtem Wasserverlust. Im allerschlimmsten Fall sterben die Pflanzen ab.

Sommersporen_Spargelrost_

Nahaufnahme vom Spargelrost mit braunen Sommersporen

Spargelrost_Sommerbefall

Spargeltrieb mit starkem Rostbefall in den Sommermonaten

Ernteanlagen: Sprießt das Spargelkraut nach der Ernte frisch aus dem Boden (ab Anfang Juli ungefähr), kannst du auf den Trieben und auf dem Kraut helle Flecken bemerken. In den Flecken entwickeln sich braune bis schwarze Pusteln. Das Spargelkraut welkt frühzeitig und stirbt ab. Da es so nicht mehr genügend Reservestoffe in die Wurzeln für den Winter einlagern kann, sind die Konsequenzen verheerend. Mit bis zu 30 Prozent Ertragsverlust im nächsten Jahr musst du rechnen.

Rost senkt nicht nur deine Erntemenge im nächsten Frühjahr. Auch die Qualität deiner geernteten Spargelstangen leidet. Zudem schwächt er deine Pflanzen und macht sie anfällig für Infektion mit anderen Krankheiten, wie z. B. Welke und Wurzelfäule. Ein Teufelskreislauf!

Spargelrost_befallenes Spargelkraut im Herbst

So sollte es nicht aussehen! Spargelanlage mit starkem Rostbefall im frühen Herbst.

Spargelrost bekämpfen – so geht’s!

Doch so weit muss es nicht kommen! Du kannst bereits bei der Pflanzung deiner Junganlagen alle IP-Maßnahmen berücksichtigen, um das Infektionsrisiko zu senken.

Vorbeugende IP- Maßnahmen:

  • Richtige Sortenwahl: Es gibt Spargelsorten auf dem Markt, die tolerant gegen Spargelrost sind. Häufig sind die beschriebenen Resistenzen nicht von Dauer.
  • Ausrichtung der Reihen: Je weniger Feuchtigkeit sich auf dem Spargelkraut ansammelt desto besser. Richte beim Anpflanzen deine Spargelreihen deshalb so aus, dass deine Bestände durch den Wind schnell abtrocknen können. Senken und Täler sind eher ungünstig, Erhebungen oder höhere Lagen optimal.
  • Optimale Bewässerung: Unterstütze angeschlagene Pflanzen durch gezielte Bewässerung und steuere sie so, dass Blattnässe verhindert wird, oder verwende Tropfschläuche.
  • Feldhygiene: Nur bei optimaler Feldhygiene im Herbst wird der Infektionsdruck für das kommende Jahr deutlich reduziert. Arbeite Pflanzenreste sorgfältig flach ein, so werden diese von den Mikroorganismen im Boden schnell abgebaut. Die unerwünschten Schadpilze haben so keine gemütliche Winterstube mehr. Lässt du infiziertes Laub einfach irgendwo am Rand auf einem Haufen liegen, hast du nichts gewonnen, denn die Sporen können sich von dort aus gut verbreiten. Geht deine Spargeljunganlage (Bleichspargel) in die Beerntung über, so entferne während der Stechzeit die kleinen aufkeimenden Spargelsämlinge unter der Folie. Denn schon dort können sich bereits Sporen anheften.
  • Fruchtwechsel: Kein Nachbau von Spargel nach Spargel. Nach über 10 Jahren Anbaupause ist noch mit erheblichen Ertragseinbußen zu rechnen.


Wintersporenlager Spargelrost
Typisches Wintersporenlager des Spargelrostes. Hier kam die Behandlung zu spät!

Chemische Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Spargelrost

Möchtest du bereits gepflanzte Spargelbestände vor Rost schützen bzw. ihn bekämpfen, so steht dir eine noch ausreichende Anzahl an wirksamen Fungiziden zur Verfügung. Da es neben dem Spargelrost aber auch noch andere wichtige Krankheiten, wie z.B. die bereits erwähnte Laubkrankheit (Stemphylium vesicarium) gibt, solltest du besonderes Augenmerk auf die richtige Wahl der einzusetzenden Fungizide legen.

Jeder fungizide Wirkstoff hat seine Stärken und Schwächen gegen die jeweilig auftretenden Pilze. Deshalb empfehlen wir dir, Tankmischungen aus verschiedenen Fungiziden bzw. unterschiedlichen Wirkstoffen zu fahren, um so viele Krankheiten wie möglich mit einer Überfahrt zu bekämpfen.

Unsere Versuche und Praxiserfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass insbesondere der Kontaktwirkstoff Kupfer bzw. das in Pflanzenschutzmitteln enthaltene Kupfersalz Kupferhydroxid einen wichtigen Grundbaustein zur erfolgreichen Bekämpfung pilzlicher Krankheiten im Spargel darstellt. Insbesondere gegen die Laubkrankheit hat sich der Einsatz von Kupferhydroxid in der Praxis seit Jahren bewährt und gilt seitdem als wirksamste Standardmaßnahme.

Ist Kupferhydroxid bereits Bestandteil deines Spritzplans, so kannst du dich freuen, denn es wirkt auch gegen Spargelrost. Bei hoher Infektionsgefahr bzw. bei bereits starkem Befall in deiner Anlage solltest du Kupferhydroxid in Tankmischung mit einem weiteren fungiziden Wirkstoff ausbringen.

In mehrjährigen Versuchen haben wir herausgefunden, dass der natürliche Wirkstoff Kaliumhydrogencarbonat ein passender Mischungspartner zum Kupferhydroxid ist. Durch die Kombination beider Wirkstoffe entsteht ein sogenannter Synergieeffekt, der die Wirksamkeit sowohl gegen die Laubkrankheit, als auch gegen den Spargelrost nochmals erhöht. Der Trick dabei ist, dass durch die Zugabe des Kaliumhydrogencarbonats zum Kupferhydroxid der Anteil an gelöstem Kupfer bzw. der wirksamen Kupfer-Ionen in der Spritzbrühe steigt. Der Synergieeffekt funktioniert nur mit formulierten Kaliumhydrogencarbonat (Kumar®). Dadurch gelangt letztlich mehr wirksames Kupfer auf das Spargellaub und schützt deinen Spargel so besonders effektiv gegen alle wichtigen pilzlichen Krankheiten, die deinem Spargel im Laufe der Saison gefährlich werden können. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass du sowohl als konventioneller als auch als Bio-Spargelanbauer beide Wirkstoffe einsetzen darfst. Und sie wirken auch noch super, wie toll ist das denn?

Baust du konventionell Spargel an, so hast du auch noch die Möglichkeit, Kupferhydroxid in Tankmischung mit Azoxystrobin oder Difenoconazol gegen Spargelrost auszubringen. Diese beiden Wirkstoffe haben sich ebenfalls als besonders wirksam gegen den Spargelrost erwiesen. Du darfst sie jedoch nur 1-2-mal in der Vegetationsperiode im Spargel einsetzen. Mit Kaliumhydrogencarbonat und Kupferhydroxid hingegen darfst du bis zu 6-mal in einer Vegetationsperiode deinen Spargel behandeln.

Grünt sein Spargellaub bis spät in den Herbst hinein? Dann hast du alles richtig gemacht und deine Ernte im nächsten Jahr ist gesichert!

Spargelfeld

Rostfrei durch’s Spargeljahr? Es ist gar nicht so schwer...

Deine Spargelbestände vom Rost fern zu halten ist kein Hexenwerk. Geh regelmäßig durch deine Anlage und schau dir deine Pflanzen an. An Junganlagen siehst du als erstes die Schadsymptome. Findest du an der Stängelbasis hellgrüne ovale Flecken, solltest du wachsam sein. Verändern sich die Flecken zu orangeroten, braunen hin zu schwarzen Pusteln, kannst du sicher sein, dass der Spargelrost zugeschlagen hat.

In Ernteanlagen ist dies in der Regel Anfang bis Mitte Juni zu beobachten. Im Gegensatz zur Laubkrankheit (Stemphylium vesicarium) wird der Rostpilz auch schon bei niedrigeren Temperaturen und kürzeren Blattnässeperioden aktiv.

Noch stehen dir als Spargelanbauer genügend Wirkstoffe zur Rostbekämpfung zur Verfügung. Auch als ökologisch wirtschaftender Spargelanbauer wirst du bei der Anzahl der Bekämpfungsmittel nicht im Regen stehen gelassen. Kupferhydroxid wirkt gut gegen Spargelrost, optimal ist eine Kombination mit formuliertem Kaliumhydrogencarbonat, erhältlich im Fachhandel unter dem Namen Kumar®. Denn die Kombi beider Wirkstoffe ergibt einen Synergieeffekt, der die Wirksamkeit gegen Spargelrost und auch gegen Laubkrankheit nochmal in neue Sphären hebt.

Hast du noch offene Fragen zum Thema Spargelrost? Oder möchtest du unsere Versuchsergebnisse einsehen? Wir freuen uns auf deine Nachricht an blog@certiseurope.de

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